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Bremer Arbeitnehmerkammer berät 2024 knapp 85.000 Menschen

Die Arbeitnehmerkammer Bremen muss nach eigenen Angaben immer häufiger bei Kündigungen durch den Arbeitgeber beraten. Im vergangenen Jahr seien die Anfragen um etwa zehn Prozent auf fast 4.900 Beratungen gestiegen, teilte die Kammer am Freitag mit. Insgesamt habe die Kammer im Jahr 2024 rund 85.000 Menschen beraten.

Gleichzeitig nähmen Beratungen zu Jobwechseln ab, was auf eine schwierige Arbeitsmarktsituation hindeute, sagte der Hauptgeschäftsführer der Kammer, Peer Rosenthal. Er forderte die Bundesregierung auf, stärker in Infrastruktur, Energiewende und neue Technologien zu investieren, um die Wirtschaft zu stabilisieren. Außerdem sei eine Reform der Schuldenbremse unerlässlich.

Besonders häufig habe die Kammer bei überraschenden und oft unbegründeten Kündigungen beraten. Vor allem seien Aufhebungsverträge problematisch, bei denen Beschäftigte unter Druck gesetzt würden. Die Leiterin der Rechtsberatung der Kammer, Kaarina (rpt Kaarina) Hauer empfahl dringend, vor der Unterzeichnung solcher Verträge rechtlichen Rat einzuholen, um Nachteile wie Sperrzeiten beim Arbeitslosengeld zu vermeiden.

Im Bereich der Gehaltsfragen, insbesondere bei verspäteten Zahlungen, nicht bezahlten Überstunden oder fehlender Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, verzeichnete die Kammer mehr als 7.100 Beratungen. Ein weiteres bedeutendes Problem war die verweigerte Lohnfortzahlung bei Krankheit nach einer Kündigung oder im Urlaub.

Den Vorschlag von Allianz-Chef Oliver Bäte, künftig für den ersten Krankheitstag grundsätzlich nicht mehr zu zahlen, wies Kammer-Chef Rosenthal zurück: „Der Vorstoß geht völlig an der Realität vorbei. Unsere Beschäftigtenbefragung zeigt: 66 Prozent der Bremer Arbeitnehmenden gehen sogar krank zur Arbeit.“

Eine Sonderauswertung zu Minijobs habe gezeigt, dass diese vor allem von Frauen ausgeübt würden, hieß es weiter. Minijobber hätten dieselben Rechte wie Teilzeitbeschäftigte, was jedoch häufig nicht gewährt werde.