Boris Palmer, parteiloser Oberbürgermeister von Tübingen, wirbt für mehr Durchhaltevermögen im Kampf für politische und gesellschaftliche Ziele. „Zu früh aufgeben, ist ganz falsch“, sagte Palmer am Donnerstag in Karlsruhe vor knapp 3.000 Teilnehmern des Kongresses christlicher Führungskräfte. Als Beispiel nannte er die in Tübingen eingeführte Steuer auf Einwegbecher, deren Rechtmäßigkeit die Stadt bis zum Bundesverfassungsgericht habe erstreiten müssen.
Seinen rebellischen Geist führt Palmer unter anderem auf die pietistische Prägung des Remstals zurück, wo er aufgewachsen sei. „Der Württemberger ist ein Widerständler“, sagte der ehemalige Grünen-Politiker augenzwinkernd. Er ermutigte Christen dazu, ihren Glauben selbstbewusst öffentlich zu vertreten. Er bedauere, dass man bereits als „Nazi“ oder „Rassist“ gebrandmarkt werde, wenn man auf die christliche Prägung Deutschlands hinweise.
Thales Maia, Geschäftsführer bei der Deutz AG, sprach sich für mehr Optimismus in Deutschland aus. Dass sich eine Organisation „Letzte Generation“ nennt, wäre in seiner brasilianischen Heimat undenkbar, sagte er. Dort gebe es immer einen hoffnungsvollen Blick auf die Zukunft.
Die Unternehmerin Daniela Eberspächer-Roth wies auf die verbindende Kraft hin, die der Mittelstand in einer sich polarisierenden Gesellschaft leisten könne. „Wir integrieren Menschen, schauen auf die Stärken des Einzelnen und schaffen Orte, wo Menschen sich zu Hause fühlen und sich gerne einbringen“, sagte sie.
Der katholische Theologe und Leiter des Augsburger Gebetshauses, Johannes Hartl, beobachtet in Deutschland eine „anerzogene Hilflosigkeit“. Schon junge Menschen würden von Wettbewerb verschont oder durch ein „Zuschütten mit Leistungen“ von eigener Leistung abgehalten. Dagegen gehöre zur Menschenwürde, zu arbeiten und die Welt zu gestalten, betonte Hartl.
Der Theologe forderte dazu auf, als Führungskraft auch Sicherheitszonen zu verlassen. „Mut ist eine Tugend“. Burn-out sei leichter zu vermeiden, wenn man seine Arbeit „von Herzen“ tue. Hartl kritisierte den Begriff „Work-Life-Balance“, weil dieser Arbeit als nicht zugehörig zum Leben betrachte. Dabei habe es nach dem Bericht der Bibel schon im ursprünglichen Paradies einen Arbeitsauftrag an die Bewohner gegeben.