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Bischof Overbeck fordert ehrliche Auseinandersetzung mit Krisen

Wunschdenken ist keine Lösung: Bischof Overbeck verlangt, sich der Realität zu stellen und falsche Hoffnungen zu vermeiden. Er fordert Ehrlichkeit, Zusammenhalt – und einen klaren Blick auf ungerechte Strukturen.

Essens katholischer Bischof Franz-Josef Overbeck ermutigt zu einer ehrlichen und realitätsnahen Auseinandersetzung mit den vielen aktuellen Krisen. “Liebt die Wirklichkeit und stellt euch dieser, nicht irgendwelchen Wunschvorstellungen”, sagte der katholische Geistliche am Freitag im Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Das sei vielleicht frustrierend, aber den Umbruchsprozessen werde man sich auch künftig nicht entziehen können. Ein pessimistischer Blick in die Welt bringt Overbeck zufolge aber auch wenig. Oft sei ein “nüchterner Blick auf die Realitäten hilfreicher, um gute Umgangsmöglichkeiten damit zu finden”. Nur so könne eine Hoffnungsperspektive entstehen, die nicht “später an Realitätserkenntnis” zerbreche.

Ihn selbst lasse der Blick in die Wirklichkeit zuversichtlich bleiben. Vielerorts gebe es Menschen, die sich für die Suche nach Lösungswegen einsetzen. “Vielleicht aber ist es schon viel, wenn wir einander ehrlich eingestehen, wie schwierig die Lage ist und wie sehr wir in dieser Zeit auf Zusammenhalt und gegenseitige Unterstützung angewiesen sind.” Er rief daher dazu auf, das Bewusstsein dafür zu schärfen, “dass wir diese Herausforderungen nur gemeinsam schultern werden können”. Spaltung und Abschottung seien der falsche Weg.

Mit Blick auf die kommenden Neuwahlen des Bundestages hofft der Bischof auf eine neue Regierungskoalition, die “einen unideologischen Politikstil verfolgt und eine große Bereitschaft zu tragfähigen Kompromissen mitbringt”. Gelingende Politik für eine demokratische und plurale Gesellschaft müsse auf einer guten Gesprächskultur aufbauen. “Kompromisse im Interesse von Wählerinnen und Wählern können nur gefunden werden, wo Sorgen und Bedürfnisse ernst genommen und Probleme ehrlich kommuniziert werden.” Viele Probleme ließen sich nicht einfach nach Parteilogik lösen.

Zur Rolle der Kirche sagte Overbeck, sie könne in Zukunft dann noch eine wichtige Stimme und Kraft in der Gesellschaft sein, wenn sie auf jene Menschen hört, die Ungerechtigkeit erleiden. Auch brauche es einen tatkräftigen Einsatz zur Veränderung von Strukturen, die solche Ungerechtigkeiten zulassen und reproduzieren.