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Bischof Meier gegen Pauschalausschluss von AfD-Mitgliedern

Augsburgs Bischof Bertram Meier warnt vor der pauschalen Ausgrenzung von AfD-Mitgliedern und vor überzogenen Hoffnungen auf Kirchenreformen durch die katholische Weltsynode. Meier äußerte sich in zwei am Mittwoch veröffentlichten Interviews zu diesen Themen.

Zur AfD sagte der Bischof der “Augsburger Allgemeinen”: Eine Parteimitgliedschaft allein sei kein Kriterium, Menschen auszuschließen, etwa von kirchlichen Ämtern. “In solchen Fällen geht es darum, das Gespräch zu suchen. Wenn wir anfangen würden, Menschen auszugrenzen, drängen wir sie doch erst recht in eine vielleicht extreme Ecke.”

Die AfD habe sich in der Parteienlandschaft etabliert, so Meier. Die Wähler müssten ihre Entscheidung verantwortungsvoll eigenständig treffen. “Die Zeiten, in denen es Wahl-Hirtenbriefe mit Empfehlungen gab, sind vorbei – und das ist gut so.” Die katholische Kirche werde aber immer dafür sorgen, dass menschenverachtende oder demokratiefeindliche Gruppierungen und Einzelpersonen benannt würden. Wie die Kirche trete die AfD etwa für den Schutz ungeborenen Lebens oder die Ehe von Mann und Frau ein – “und doch können wir als Kirche nicht unsere Sichtweise auf solche Überschneidungen verengen”.

Im Blick auf die für Oktober geplante katholische Weltsynode in Rom, an der Meier teilnimmt, warnte der Bischof vor Enttäuschungen: “Ich möchte Enttäuschungen vermeiden, indem ich Hoffnungen dämpfe. Es wird bei diesem Treffen der Weltsynode keine Beschlüsse zu Reformthemen geben, wie wir sie in Deutschland haben”, erklärte Meier. Papst Franziskus werde im Anschluss eine Prioritätenliste für das folgende Treffen 2024 erstellen. Meier, Weltkirche-Beauftragter der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, ergänzte, es gebe in der Weltkirche eine große Ungleichzeitigkeit. So stießen Segnungsfeiern für homosexuelle Paare etwa in Afrika auf Unverständnis.

Er selbst nehme auch Themen mit, die ihm reformorientierte Gruppen genannt hätten, etwa die Weihe von Frauen zu Priesterinnen. “Ich nehme auch diese Anliegen mit und bringe sie in die Synode ein. Aber ich werde nicht als Lobbyist dieser Themen auftreten”, so der Bischof.

Den im Augsburger Verlag Sankt Ulrich erscheinenden Wochenzeitungen “Neue Bildpost” und “Katholische SonntagsZeitung” sagte Meier zur Weltsynode, er erhoffe sich davon für die Kirche einen Impuls zum stärkeren Werben für den Glauben. “Bei den Spannungen, die uns innerkirchlich belasten, wünsche ich mir, dass wir uns als Volk Gottes verstehen, das bei allen Unterschieden an Charismen, Diensten und Ämtern den Auftrag hat, gemeinsam das Evangelium anzubieten. Ich träume vom Erwachen einer missionarischen Kirche.”

Bei der von Papst Franziskus für Oktober 2023 und Oktober 2024 einberufenen Weltsynode soll es vor allem um neue Wege der Mitwirkung der kirchlichen Basis bei wichtigen Entscheidungen in der katholischen Kirche gehen. Dabei haben auch nicht geweihte Männer und Frauen Stimmrecht. Letztlich entscheidet der Papst über mögliche Beschlüsse.