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Bildung stärkt den Menschen

Die Evangelische Bibliothek in Dortmund wird 175 Jahre alt. Gegründet für die Fortbildung der örtlichen Pfarrer, ist sie die älteste Bibliothek der Stadt

DORTMUND – Donnerstagnachmittag in der Bibliothek des Evangelischen Kirchenkreises Dortmund. Hier ist einiges los. Eine Grundschullehrerin sucht Tücher für Bodenbilder, um einen Psalm zu legen. Ein Schüler mit einem langen Zopf schreibt eine Facharbeit über Bestattungsriten im Buddhismus. Eine Studentin recherchiert für ihre Bachelorarbeit; sie möchte mit Jugendlichen die Theodizeefrage diskutieren.
Die  Bibliothek des Dortmunder Kirchenkreises ist jetzt 175 Jahre alt geworden. Sie ist die älteste Bibliothek der Stadt und die größte evangelische Bibliothek in Westfalen. Die Synode des Dortmunder Kirchenkreises gründete sie am 20. September 1840.
Grund genug für einen Festakt und zwar auf den Tag genau am Sonntag, 20 September. In ihrem Festvortrag „Warum religiöse Bildung politisch ist“ griff Antje Rösener, Theologin und Leiterin des Evangelischen Erwachsenenbildungswerkes Westfalen und Lippe, ein kontroverses Thema auf: Zwar sei religiöse Bildung „keine Allzweckwaffe“, so Rösener, doch sei das Wissen über die Religion wichtig, „um nicht jedem Scharlatan ausgeliefert zu sein“. Religiöse Bildung könne wach und kritisch, auch obrigkeitskritisch machen. In diesem Sinn schütze sie vor blindem Gehorsam und Fanatismus. „Sie stärkt die Menschen und unsere Demokratie.“
Stadtdirektor Jörg Stüdemann gratulierte im Namen der Kommune „zum Jubiläum und zur Vitalität der Bibliothek“. Unter anderem freuen ihn die Bestände über Islam und Judentum. Zeigten sie doch interreligiöse Kompetenz, die in einer pluralen religiösen Gesellschaft „eine Sache des Friedens“ ist. Zu weiteren Gratulanten gehörten Superintendent Ulf Schlüter, Rainer Timmer, Leiter des Pädagogischen Instituts der Evangelischen Landeskirche und Fachleiterin Mirjam Sorg. Musikalisch begleitete Stefanie Schulte-Hoffmann die Feier am Akkordeon. Die Leitung hatten die ständig stellvertretende Superintendentin Andrea Auras-Reiffen und Pfarrerin und Bibliotheksleiterin Ina-Annette Bierbrodt.
Gegründet als Pfarrbibliothek zur wissenschaftlich-theologischen Fortbildung der örtlichen Pfarrer, ist die Evangelische Bibliothek heute eine öffentliche, theologisch-religionspädagogische Fachbibliothek und Mediothek. Den Leserinnen und Lesern stehen 60 000 Fachbücher, 3000 audiovisuelle Medien und zahlreiche religionspädagogische Materialien und Anschauungsgegenstände zur Verfügung.
Die Bibliothek hat einen großen Bestand historischer Bücher, Bibelausgaben und theologischer Werke aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Hier findet sich auch der größte „Luther-Bestand“ der Region. Das Ziel der Bibliothek ist es, Wissen über die Religionen zu vermitteln, Vorurteile abzubauen und den gegenseitigen Respekt zu fördern. bitz