Artikel teilen:

Big Brother-Star Jürgen Milski: Reality-TV hat stark abgebaut

Vor 25 Jahren lief die erste Staffel von “Big Brother” im Fernsehen. Einer, der damals zum Star wurde, ist Jürgen Milski. Sein Eindruck: Das Anforderungsprofil an die Kandidaten von heute unterbietet jedes Niveau.

Jürgen Milski (61), “Big Brother”-Kandidat der ersten Stunde, kann mit den heutigen Reality-Formaten nur noch wenig anfangen. Dafür müsse man im wesentlichen drei Kriterien erfüllen, vertraute Milski der “Rheinischen Post” (online Mittwoch) an. “Erstens: Du musst stockasozial sein. Zweitens: Du musst den IQ eines hirnlosen Schimpansen haben. Drittens: Du musst Sex vor der Kamera praktizieren.” Menschen wie er selbst, die immer gute Laune hätten und nur Spaß und Freude haben wollten, seien nicht mehr gefragt. “Heute muss es scheppern”, so Milski weiter.

Der gebürtige Kölner nahm an der erste “Big Brother”-Staffel teil, die vor 25 Jahren auf RTL2 lief. Bei dem anfangs hochumstrittenen Format leben mehrere Kandidaten über mehrere Wochen auf engem Raum zusammen und werden die ganze Zeit über gefilmt. Bewähren müssen sich die Bewohner des “Big Brother”-Containers unter anderem bei diversen Wettbewerben. In regelmäßigen Abständen kann das Publikum darüber abstimmen, wer die Show verlassen muss. Der letzte verbliebene Bewohner gewann bei der ersten Staffel ein Preisgeld von 250.000 D-Mark.

Damals hätten die Kandidaten 250 D-Mark pro Woche erhalten, sagte Milski, der laut eigenen Angaben anfangs nicht vorhatte, besonders lange bei “Big Brother” zu bleiben. “Es war dann tatsächlich so, dass die Zeit im Haus wunderschön war. Das war für mich wie Urlaub”, so Milski. “Ich habe damals in relativ beengten Verhältnissen gelebt, meine Tochter war neun und wir hatten nur eine Zweizimmer-Wohnung. Der Container hatte mehr als 100 Quadratmeter plus Garten. Es hat mir super gefallen, und das hat man als Zuschauer wohl auch gesehen.”

Die Phase nach dem Auszug bezeichnete der Entertainer als die schrecklichste seines Lebens. “Vorher hieß es in der Presse immer, das sei Gefangenschaft im Haus. Aber die wahre Gefangenschaft, die kam erst danach. Ich konnte keinen Schritt mehr auf die Straße machen, ohne dass sich Menschentrauben bildeten. Das war eine schlimme Zeit für mich.”

Zusammen mit einem weiteren Kandidaten Zlatko “Sladdi” Trpkovski (49) gehörte Milski zu den populärsten Teilnehmern der ersten Staffel, auch wenn beide nicht als Sieger aus der Show hervorgingen. Trpkovski habe der plötzliche Ruhm allerdings nicht gut getan, so Milski. Beide seien mit ihrem Song “Großer Bruder” in viele Musiksendungen eingeladen worden. “Ich habe dann zu ihm gesagt: Zlatko, ganz ehrlich, wir sind keine großen Sänger, sondern nur wegen unserer Geschichte, wegen der Sendung erfolgreich. Er hat sich eingebildet, er könne singen, und ist dann beim ESC-Vorentscheid gescheitert.”