Bernhard Schlink wurde am 6. Juli 1944 als jüngstes von vier Geschwistern nahe Bielefeld geboren und wuchs zunächst im protestantischen Pfarrhaus auf. Vater Edmund Schlink, während der NS-Zeit Mitglied der Bekennenden Kirche, nahm 1946 einen Ruf als Theologie-Professor nach Heidelberg an, wo er das erste Ökumenische Institut an einer deutschen Uni aufbaute.
Bernhard Schlink studierte in Heidelberg und Berlin Jura, promovierte 1975 und arbeitete bis 1977 als Wissenschaftlicher Assistent an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät der Uni Bielefeld. Er lehrte in Bonn und Frankfurt, bevor er 1992 als Professor an die Berliner Humboldt-Universität berufen wurde. Von 1987 bis 2006 war er Richter am NRW-Gerichtshof, nach 1989 beriet er den Runden Tisch für eine Übergangsverfassung der DDR.
2005 vertrat Schlink, selbst seit rund 45 Jahren SPD-Mitglied, im Verfahren um die Auflösung des Bundestags die Position von Kanzler Gerhard Schröder vor dem Bundesverfassungsgericht.
Schlink ist vor allem durch seine Prosa bekannt, allen voran der Roman “Der Vorleser” (1995), der in mehr als 50 Sprachen übersetzt und Oscar-prämiert verfilmt wurde. Inzwischen liegen rund 15 Erzählbände und Romane vor. Im Mai 2021 veröffentlichte er sein erstes Bühnenwerk “20. Juli” um das gescheiterte Hitler-Attentat von 1944 aus heutiger Sicht, im Oktober 2021 erschien der zehnte Roman “Die Enkelin”, in seinem neuen Buch “Das späte Leben” nimmt er den Umgang mit dem Tod in den Blick.
In “20. Juli”, “Die Enkelin” wie auch im “Vorleser” und seinen frühen “Selb”-Krimis geht es um die NS-Zeit. Den deutschen Kolonialismus greift er in seinem Roman “Olga” (2018), den RAF-Terror in “Das Wochenende” (2008) auf. Für sein Werk bekam Schlink, der seit Jahrzehnten zwischen seinen Wohnsitzen New York und Berlin pendelt, zahlreiche Auszeichnungen. Im Oktober 2021 hielt der protestantiche Pfarrerssohn auf Einladung der von dem katholischen Theologen Hans Küng gegründeten Stiftung Weltethos die “Weltethos-Rede” 2021 an der Universität Tübingen.