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Bericht: Große humanitäre Geber vernachlässigen lokale Partner

Bei der Kooperation internationaler Hilfswerke mit kleinen Partnern vor Ort gibt es Verbesserungsbedarf. Das geht aus einem Bericht von Caritas Europa und dem Centre for Humanitarian Action (CHA) hervor, der am Dienstag in Brüssel vorgestellt wurde. Demnach haben viele UN-Organisationen und internationale Hilfswerke sich zwar zur Beteiligung lokaler Akteure verpflichtet, aber es hapert bei der Umsetzung und Rechenschaftslegung. So seien Datenverfügbarkeit, Transparenz und Verfolgung der Finanzmittel “bei den meisten Akteuren bei weitem nicht auf dem Stand, auf dem sie sein sollten”.

Der Bericht betont, eine Führungsrolle lokaler Organisationen sei wichtig, um die weltweit wachsende Anzahl von Menschen in Not zu erreichen und humanitäre Hilfe effektiver und gerechter zu leisten. 2016 hatten sich auf dem Weltgipfel für humanitäre Hilfe in Istanbul die wichtigsten Geber verpflichtet, 25 Prozent ihrer Zuwendungen direkt an örtliche Partner zu geben. Laut dem Bericht trifft dies nach jüngsten Daten nur auf 1,2 Prozent der Hilfe zu. Das System humanitärer Hilfe sei nach wie vor stark zentralisiert; die Entscheidungen fänden weiterhin im Globalen Norden statt.

Die Untersuchung von Caritas und dem in Berlin ansässigen Thinktank CHA bewertet in zwei Indizes die zehn wichtigsten staatlichen Geber, darunter Deutschland – zweitgrößter Finanzier nach den USA -, und internationale Akteure wie das Welternährungsprogramm WFP und das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR, aber auch die Nichtregierungsorganisationen Ärzte ohne Grenzen, International Rescue Committee, den Norwegischen Flüchtlingsrat, Save the Children und World Vision International.

Bei den staatlichen Gebern schneidet Deutschland sowohl nach der Wahrnehmung lokaler Akteure als auch nach dem Sachbericht am besten ab. Von den internationalen Organisationen erreichen UNHCR, WFP und das Kinderhilfswerk Unicef die ersten Plätze; die Bewertungen in der Selbsteinschätzung, dem Sachbericht und der Wahrnehmung lokaler Akteure liegen teils erheblich auseinander.

Dem Bericht zufolge könnten im Zielland ansässige humanitäre Organisationen um 32 Prozent kosteneffizientere Hilfsprogramme bieten als internationale Vermittler. Daneben seien auch Selbstbestimmung und Gerechtigkeit wichtige Aspekte. Als derzeitige Hindernisse für lokale Organisationen kritisiert der Bericht einen eingeschränkten Zugang zu Hilfsgeldern, Verwaltungsauflagen sowie mangelnde Anerkennung und Unterstützung durch internationale Partner.