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Bericht: 199 Missbrauchsbetroffene zur Zeit von Bischof Spital

Wissenschaftler präsentieren Missbrauchsbericht für das Bistum Trier in der Amtszeit von Bischof Hermann Josef Spital. 194 Kinder und Jugendliche waren von Missbrauch betroffen – und 5 Erwachsene.

In der langjährigen Amtszeit des 2001 gestorbenen Trierer Bischof Hermann Josef Spital hat es nach neuen Erkenntnissen 199 Missbrauchsbetroffene gegeben. Die Taten geschahen in den Jahren 1981 bis 2001, wie es in einer am Mittwoch in Trier vorgestellten Studie heißt. Wissenschaftler der Trierer Universität sprechen von einem Hellfeld – die tatsächlichen Zahlen dürften höher sein.

“Bis 1990 ist im Durchschnitt jeder neunte zum Priester Geweihte des Bistums Trier als Beschuldigter auffällig geworden”, schreiben die Autoren der Studie “Sexueller Missbrauch im Bistum Trier in der Amtszeit Hermann Josef Spitals (1981-2001)”. Unter der jüngeren Priestergeneration seien es deutlich weniger Beschuldigte.

Im Untersuchungszeitraum waren demnach 20 Beschuldigte dem Bistum bekannt; es gab drei Strafverfahren mit einer Verurteilung zu je zwei Jahren auf Bewährung. Die 29 weiteren Beschuldigten seien nach 2010 durch Betroffene gemeldet worden. 194 der 199 Betroffenen waren unter 18 Jahre alt.

Mit 77,3 Prozent waren laut den Forschern die meisten Betroffenen männlich, 21,6 Prozent weiblich. In zwei Fällen lassen sich keine Schlüsse auf das Geschlecht ziehen.

Die Ergebnisse basieren auf der Auswertung von 1.035 kirchlichen Akten sowie aus 20 Gesprächen mit Betroffenen und Zeitzeugen der Amtszeit Spitals. Der Bischof war laut Studie mit mindestens 13 Fällen befasst.

“In seiner Amtszeit gestaltete die Bistumsleitung die Kommunikation mit Betroffenen, ihren Eltern und den betroffenen Gemeinden in den 1990er Jahren persönlicher und direkter”, heißt es. “Bischof Spital ging persönlich neue Wege pastoraler Verantwortung, als er Gespräche mit Eltern betroffener Minderjähriger führte, sich um die Belange Betroffener kümmerte und damit erstmals über den Tellerrand amtskirchlicher Schädigung beziehungsweise über die Fürsorgepflicht für seine Priester hinausblickte.”

Unterschieden wird zwischen 35 Einmal- und Gelegenheitstätern (darunter eine Frau), die bis zu fünf Betroffene zu verantworten haben, und 14 Männern als Mehrfach- und Intensivtätern. Letztere haben demnach jeweils mindestens zehn Betroffene missbraucht – 148 Personen, viele erlitten jahrelangen Missbrauch.