In die Schwangerschafts- und Sexualberatung der Stadtmission Nürnberg kommen aktuell mehr Frauen. Gründe seien Ängste wegen des Kriegs in der Ukraine und der politischen Entwicklungen, ein Kind in die Welt zu setzen, sagte die Leiterin der Einrichtung, Elisabeth Mitterer zum 50. Jubiläum der Beratungsstelle: „Es gibt ganz unterschiedliche Gründe dafür, weshalb Frauen über einen Abbruch nachdenken. Keine Frau macht sich diese Entscheidung leicht.“ Weitere Gründe seien Streit in der Partnerschaft oder existenzbedrohende Geldsorgen.
Sie wünsche sich eine Reform des Paragrafen 218 des Strafgesetzbuchs, die Abbrüche bis zum Ende der 12. Schwangerschaftswoche straffrei stellt. Es müsse aber auch eine kinder- und familienfreundlichere Politik geben, „die bei bezahlbarem Wohnraum anfängt und guten Bildungschancen aufhört“, sagte Mitterer: „Familienfreundliche Rahmenbedingungen sind effektiver Lebensschutz.“
Vor 50 Jahren sei die Nürnberger Beratungsstelle eine von acht Modellberatungsstellen des Bundes in Bayern gewesen. Ein Novum sei damals die Sexualberatung und -pädagogik gewesen, erklärte Mitterer. Im vergangenen Jahr habe das Team der Schwangerschafts- und Sexualberatung 1.600 Beratungsgespräche geführt. Die Mitarbeitenden würden nicht nur Schwangere und Väter beraten, sondern auch Mütter mit Schreibabys oder Babys, die nicht schlafen wollen. Zu den Klientinnen gehören ebenso Frauen mit traumatischen Geburtserlebnissen oder Frauen, die ihr Baby verloren haben, sagte Mitterer. Bei unerfülltem Kinderwunsch sei die Stelle ebenfalls beratend tätig.
Das fünfköpfige Team geht in weiterführende Schulen und erreicht dort Kinder und Jugendliche mit seinen sexualpädagogischen Angeboten. „Die Nachfrage ist so viel höher als das, was wir abdecken können“, sagte Mitterer. Die Arbeit der Beratungsstelle wird mit Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Familie, Arbeit und Soziales, der Stadt Nürnberg und der Diakonie Bayern sowie Eigenmitteln finanziert, heißt es in einer Mitteilung der Stadtmission. (1130/02.04.2025)