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Begegnung ganz analog

900 Engagierte aus der westfälischen Kindergottesdienstarbeit trafen sich in Unna, um zu reden, zu feiern und Neues zu lernen

UNNA – „Wo habt ihr denn jetzt alle eure Handys?“ Pfarrerin Kerstin Othmer-Haake steht mit gezücktem Smartphone auf der Bühne der Stadthalle in Unna. Bald richten sich hunderte leuchtende Displays auf die Leinwand hinter ihr, auf der ein großes Muster aus schwarzen Quadraten zu erkennen ist – ein QR-Code, der mit Hilfe des Handys direkt zu einem Bibeltext führt.
Kindergottesdienst ist nicht „von gestern“ – der kleine digitale Gag während des 33. Westfälischen Kindergottesdiensttages am vergangenen Sonntag in Unna machte das deutlich. Auch die große Zahl der Anmeldungen – mit 900 Teilnehmerinnen und Teilnehmern war die Veranstaltung komplett ausgebucht – ist ein Indiz für die gleichbleibende Beliebtheit und Bedeutung dieser besonderen Form von Kirche.
Dabei fanden die Begegnungen in Unna ganz „analog“, von Angesicht zu Angesicht statt. Und das ist es auch, worauf es beim Kindergottesdienst ankommt, meint die westfälische Präses Annette Kurschus: Es sind Menschen, die Kindern die Geschichten Gottes nahebringen und die mit ihren Gesichtern für die Glaubwürdigkeit dieser Geschichten einstehen. Denn „Gott wurde Gegenüber mit Augen und Ohren, Herz, Mund und Händen. Ein Mensch, der uns Menschen als Mensch angenommen hat und uns lehrt, Menschen zu sein und zu werden“, wie Kurschus in ihrem Grußwort im Auftaktgottesdienst sagte.
Mit viel Spaß machte sich der Karikaturist und Autor Tiki Küstenmacher dann daran, Ergbnisse der Hirnforschung mit dem Glauben in einen Zusammenhang zu bringen. Gleichzeitig sprechend und zeichnend, entlarvte er das „limbische System“, den Sitz von Emotionen im Gehirn, als Quelle für (häufig unbegründete) Angst und Pessimismus. Dieser „Limbi“, den Küstenmacher als kleines wolliges Tierchen darstellt, übernimmt einen großen Teil menschlicher Entscheidungen, ohne dass es den Betroffenen bewusst wird. Um Dinge zu verbessern, sei es notwendig, den „Limbi“ zum Mitmachen zu motivieren, so der Karikaturist. Als neuen Schlüssel für das Verständnis von Gnade bot er in diesem Zusammenhang ein Wortspiel an: „Glaube nicht allen Deinen Emotionen“, kurz: G.N.A.D.E.
Küstenmacher sagte, er verstehe Kindergottesdienst als „Lebensnerv“ der Kirche. Kindern und Jugendlichen den Glauben zu vermitteln, sei eine wachsende Herausforderung, weil diese viel stärker als früher eigenständig Glaubensentscheidungen träfen. Pfarrerin Kerstin Othmer-Haake, Beauftragte für den Kindergottesdienst in der westfälischen Landeskirche, betonte zudem das Recht von Kindern auf Kreativität und Entfaltung eines eigenen Glaubens. „Das ist faszinierend zu sehen, wie unmittelbar Kinder glauben“, sagte sie.
Im Verlauf des Tages konnten die Teilnehmenden unter 34 verschiedenen Arbeitsgruppen wählen, um praktische Fertigkeiten für den Gottesdienst mit Kindern kennenzulernen. Ein Markt der Möglichkeiten bot weitere Inspirationen. Zum Abschluss wurde ein Abendmahlgottesdienst gefeiert; die Musik dazu kam von Dieter Falk und seiner Band.