Die Stadt Celle widmet der früheren dänischen Königin Caroline Mathilde (1751-1775) ein Jubiläumsjahr anlässlich ihres 250. Todestages. Unter anderem ist 2025 eine Ausstellung über die Königin sehen, die drei Jahre lang in der niedersächsischen Residenzstadt lebte. Die Leiterin des Residenzmuseums im Celler Schloss, Juliane Schmieglitz-Otten, erzählt im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) von der brisanten Affäre am Königshaus und ihrer Bedeutung bis in die Gegenwart.
epd: Frau Schmieglitz-Otten, das Residenzmuseum zeigt vom 10. Mai bis zum 12. Oktober die Ausstellung „London-Kopenhagen-Celle“, worum geht es?
Juliane Schmieglitz-Otten: Ein unzurechnungsfähiger König, eine freiheitsliebende Königin und ein Leibarzt, der den dänischen Staat revolutionieren will – sie werden zu Protagonisten eines der größten politischen Skandale des 18. Jahrhunderts. Dieser „Struensee-Affäre“ und dem Leben der dänischen Königin Caroline Mathilde widmet sich die Sonderausstellung.
Johann Friedrich Struensee, deutscher Aufklärer und Mediziner, wurde 1769 Leibarzt des dänischen Königs. Sein Einfluss auf den schwachen Monarchen schien ihm die Chance zu eröffnen, den dänischen Staat im Sinne der Aufklärung zu revolutionieren. Er scheiterte jedoch am Widerstand der alten Eliten und seine Affäre mit der Königin wurde ihm zum Verhängnis. 1772 wurde Struensee in Kopenhagen hingerichtet. Caroline Mathilde verbrachte ihre letzten drei Lebensjahre im Exil im Celler Schloss, wo sie am 10. Mai 1775 mit nur 23 Jahren starb.
epd: Welche Besonderheiten beleuchtet das Jubiläumsjahr?
Schmieglitz-Otten: Die Struensee-Affäre hatte politische Folgen von hoher Brisanz und war auf persönlicher Ebene von großer Tragik. Zugleich ereignete sie sich in einer Zeit der Umbrüche: Anhand von Caroline Mathildes Geschichte lassen sich Fragen der beginnenden Aufklärung nachvollziehen. Außerdem begegnen uns darin immer wieder Anknüpfungspunkte an unsere ebenso von Zäsuren geprägte Gegenwart, darunter die Aushandlung von Geschlechterrollen oder die Wirkmacht von Fake News.
Das Residenzmuseum möchte das Thema der Ausstellung mit ihren gegenwärtigen Bezügen in die Stadtgesellschaft hineinbringen. So finden bereits jetzt Angebote insbesondere für Jugendliche statt, unter anderem Workshops für kreatives Schreiben, textiles Gestalten, Fotografie und Comic- oder Theatergestaltung. Ergebnisse darauf sollen auch in die spätere Ausstellung einfließen.
epd: Welche Bedeutung hat das Jubiläum für Celle?
Schmieglitz-Otten: Caroline Mathildes kurzer Aufenthalt in Celle hatte für die einstige Residenzstadt große Bedeutung. Nach Verlagerung der fürstlichen Residenz nach Hannover zu Beginn des 18. Jahrhunderts hatte Celle einen weitreichenden Bedeutungsverlust erfahren, der sich auch wirtschaftlich niederschlug. Die Ankunft einer Königin rund 70 Jahre später war für die Bevölkerung daher Grund zu großer Hoffnung. Ihr kurzer Aufenthalt lässt sich noch heute in der Topografie der Stadt nachvollziehen – etwa in dem für sie wieder hergerichteten Theater, in ihren Appartements im Schloss sowie in dem von dem bedeutenden Bildhauer Oeser gestalteten Denkmal im Französischen Garten. Und natürlich setzte besonders ihr Prunksarg in der Fürstengruft der Celler Stadtkirche St. Marien ein bleibendes Zeichen ihres Aufenthalts.