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Bayern bekommt erstes ökumenisches Pfarrbüro – “Wie eine WG”

Wer in Nürnberg kirchlich heiraten oder sein Kind taufen lassen will, kann die Anmeldung dafür bald in Bayerns erstem ökumenischen Pfarrbüro abgeben. Die evangelischen und katholischen Kirchen in Langwasser im Südosten der Frankenmetropole werden ab Mai 2024 ihre Dienste in einer gemeinsamen “Zentralen Anlaufstelle” anbieten. Das teilte das katholische Bistum Eichstätt am Donnerstag mit, zu dessen Gebiet Nürnberg-Langwasser zählt. Das ökumenische Pfarrbüro wird demnach für die Anliegen von rund 16.000 Gläubigen zuständig sein.

Projektleiterin Ilona-Maria Kühn sagte: “Die Kirche hat die Aufgabe, auch den Menschen nahe zu sein, die von sich aus nicht den Weg in die Gemeinden finden. Daher wird die ‘Zentrale Anlaufstelle’ gut erreichbar an einem Ort eingerichtet, an dem in Langwasser viele Menschen unterwegs sind.” Kühn meint das benachbarte “Franken-Center”, mit rund 100 Geschäften eines der größten Einkaufszentren Nordbayerns.

Kühn ergänzte: “Diese neue Einrichtung ist auch eine Antwort auf die zunehmend angespannte finanzielle Lage beider Kirchen.” Denkbar seien Einsparungen etwa durch gemeinsamen Einkauf von Büromaterial, Kerzen und Reinigungsdiensten.

Das ökumenische Pfarrbüro werde mit 20 Wochenstunden Öffnungszeit beginnen und damit deutlich längere Öffnungszeiten anbieten als bisher beide Konfessionen in ihren verschiedenen Büros in Langwasser, hieß es weiter. Das klassische Pfarrbüro-Angebot solle durch Beratungsleistungen kirchlicher Fachstellen ergänzt werden. Die evangelische Stadtmission habe bereits ihre Kooperation zugesagt, mit weiteren Stellen sei man im Gespräch. Auch eine Auswahl fair gehandelter Waren werde vor Ort angeboten.

Derzeit überlegten die evangelische und die katholische Kirchenleitung, was zu bedenken sei, wenn eine evangelische Pfarramtssekretärin Auskünfte zu katholischen Anliegen geben solle oder eine katholische Pfarramtssekretärin die Daten für ein evangelisches Trauergespräch aufnehmen müsse, hieß es. “Über ergänzende Geschäftsordnungen sollen die praktischen Fragen für die Umsetzung im Alltag geregelt werden”, so das Bistum.

Projektleiterin Kühn fügte an: “Es ist wie in einer WG.” Jeder Projektpartner wolle zunächst, dass alles nach seinen Wünschen laufe. “Am Ende, im gelebten Alltag, findet sich dann eine für beide Seiten akzeptable Lösung.”