Das Hamburger Ernst Barlach Haus widmet Elfriede Lohse-Wächtler zu ihrem 125. Geburtstag eine Ausstellung. „Ich als Irrwisch“ rückt vom 27. Oktober bis zum 9. Februar 2025 das Œuvre und nicht die sonst oft im Mittelpunkt stehende Vita der 1899 in Dresden-Löbtau geborenen Malerin in den Fokus. „Uns geht’s um Elfriede Lohse-Wächtler als künstlerische Intensivtäterin“, sagte Museumsleiter Karsten Müller. Die Künstlerin wurde 1940 im Rahmen der nationalsozialistischen „Aktion T4“ in der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein ermordet.
Ihre dynamische und von Empathie getragene Bildsprache sei in der Kunst der Neuen Sachlichkeit ohne Vergleich, hieß es. Rund 100 Werke sind zu sehen, darunter Pastelle und Aquarelle ebenso wie Bleistiftzeichnungen. Die Schau ist thematisch in zehn Gruppen gegliedert, darunter die Themenbereiche „Hafen“ und „St. Pauli“. In Hamburg erlebt Lohse-Wächtler zwischen 1925 und 1931 ihre bedeutendste Schaffensphase.
Mit dem Hafen und St. Pauli eroberte Lohse-Wächtler laut Müller eine „Männerdomäne“. Sie malte den Kohlehafen Altona und die Herbertstraße, brachte Hafenarbeiter und Prostituierte aufs Papier. Trotz mehrerer Ausstellungen und dem Interesse von Sammlern an ihren Werken brach ihr aufgrund der Weltwirtschaftskrise die Existenzgrundlage weg.
1931 zog sie mittellos nach Dresden zurück – ins Elternhaus, das sie mit 16 Jahren im Streit verlassen hatte. Sowohl dort als auch im nahegelegenen Arnsdorf, wo Lohse-Wächtler 1932 nach psychischen Auffälligkeiten in eine Heilanstalt kam, entstand ihr Spätwerk. 1935 ließ sich ihr Mann Kurt Lohse von ihr scheiden, im selben Jahr wurde Lohse-Wächtler trotz Intervention der Eltern entmündigt und im Rahmen der nationalsozialistischen Erbgesundheitslehre zwangssterilisiert.