Franziskus setzte große Stücke auf den volksnahen, sozial engagierten Erzbischof von Barcelona. Der ist nun allerdings noch älter, als es der verstorbene Papst bei seiner Wahl schon war.
Als entgegenkommender Mann des Ausgleichs und als volksnaher Seelsorger nach dem Geschmack von Papst Franziskus gilt Kardinal Juan Jose Omella Omella. Der Erzbischof von Barcelona war bis 2024 Vorsitzender der Spanischen Bischofskonferenz, die nun mit vier Kardinälen beim Konklave vertreten ist. Mit 79 Jahren erfüllt der hochgewachsene Katalane, der Mitglied des Kardinalsrates war, des engsten Beraterkreises des verstorbenen Papstes, so eben noch die Altersgrenze für die Teilnahme.
Omella wurde am 21. April 1946 in der autonomen Region Aragon im Dorf Cretas geboren. Er stammt aus einfachen Verhältnissen; sein Vater war Landwirt, seine Mutter Näherin. Seine Bodenständigkeit und Zugänglichkeit hat der Sohn beibehalten. Seine Muttersprache ist “Chapurriao”, ein katalanischer Dialekt; darüber hinaus beherrscht er neben Spanisch auch Französisch und Italienisch.
Schon als Kind verspürte Omella den Wunsch, Dorfpfarrer zu werden – und verfolgte dies zielstrebig. Er war Ministrant, trat in Saragossa ins Priesterseminar ein und studierte dann auch bei Ordenseinrichtungen der Weißen Väter in Louvain und Jerusalem. Nach der Priesterweihe 1970 ging er als Missionar ins damalige Zaire, heute Demokratischen Republik Kongo.
Anschließend war Omella fast zwei Jahrzehnte tatsächlich Pfarrer in kleinen Gemeinden des Bajo Aragon, wurde später Generalvikar und Weihbischof (1996) in Saragossa. 1999 berief ihn Johannes Paul II. zum Bischof von Barbastro-Monzon; 2004 wechselte er nach Calahorra und La Calzada-Logrono.
Den großen Aufstieg erlebte Omella dann unter Papst Franziskus: 2015 wurde er an die Spitze des Erzbistums Barcelona berufen; 2017 folgten die Kardinalsernennung und die Berufung in die Bischofskongregation in Rom. In Spaniens Bischofskonferenz leitete er vor seinem Vorsitz (2020-2024) Vorsitzender der Kommission für Sozialpastoral.
Letzteres war nur folgerichtig – ist der Kardinal doch in Spanien als Stimme gegen soziale Ungerechtigkeit bekannt. Schon als Bischof von Calahorra initiierte er das Dokument “Die Kirche, Dienerin der Armen”, das sich deutlich gegen politische und wirtschaftliche Korruption positionierte, Migration verteidigte und Ungleichheit als Ursache vieler Gesellschaftsprobleme benannte. In der Katalonien-Frage drängte Omella stets auf Dialog und Deeskalation.
Trotz seines starken sozialen Engagements lehnte der Kardinal ideologische Etiketten wie “progressiv” stets ab. Dazu passt, dass er sich in moralischen Grundfragen mit großer Klarheit äußerte, etwa in seiner scharfen Kritik an der Legalisierung von Abtreibung und Sterbehilfe in Spanien. In Barcelona ist der Kardinal auch ein Förderer der neuen geistlichen Bewegungen: Diese gäben der Kirche “mit aktivem Gebetsleben und sozialem Engagement ein neues Gesicht”, sagte er einmal. Vehement setzt sich Omella für mehr Prävention gegen Missbrauch in der Kirche ein, ebenso für mehr Wirtschaftlichkeit und nötige Sparmaßnahmen.