An der Uni Münster wurde fast zwei Jahrzehnte lang in einem Exzellenzcluster zum Verhältnis von Religion und Politik geforscht. Nun ist das Projekt nicht verlängert worden. Ist jetzt Schluss mit der Forschung?
Bei der Vergabe von Fördermitteln für die Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder ist die Universität Münster mit ihrer Forschung zu Religion und Politik leer ausgegangen. Das gleichnamige fächerübergreifende Exzellenzcluster, vor 18 Jahren gegründet, läuft Ende des Jahres aus. Das geht aus der am Donnerstagabend in Bonn veröffentlichten Entscheidung der Exzellenzkommission hervor. Die interdisziplinäre Religionsforschung werde dennoch ein starkes Profilmerkmal der Universität bleiben, sagte der Münsteraner Theologieprofessor und Sprecher des Clusters Michael Seewald.
Die Universität Münster teilte mit, sie wolle “Religion and Society” als Profilbereich weiterentwickeln. “Dieser Cluster hat in den vergangenen Jahren international beachtete Forschungsarbeiten hervorgebracht, die einen wichtigen Beitrag zum Verständnis komplexer gesellschaftlicher Zusammenhänge leisten”, so die Forschungs-Prorektorin Monika Stoll. So will die Universität beispielsweise im kommenden Jahr einen neuen Campus der Theologien und Religionswissenschaften eröffnen. Dort sollen nicht nur evangelische, katholische und islamische Theologie sowie Religionswissenschaft gemeinsam untergebracht sein. Durch den Campus solle sich auch die Idee des Clusters verstetigen, “ein Ort der Verständigung im konfliktreichen Feld von Religion und Politik” zu sein, sagte Seewald.
Durch das Cluster seien Dauereinrichtungen entstanden wie etwa das Institut für Jüdische Studien, das Zentrum für Islamische Theologie und das Centrum für Religion und Moderne. Laufende Forschungsprojekte des Exzellenzclusters würden fertiggestellt, erläuterte Seewald der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stünden angesichts einer Auslauffinanzierung zunächst nicht auf der Straße. Durch die Absage aus Bonn gebe es jetzt erst einmal keine Mittel für neu beantragte Projekte. “Die alltägliche Forschungsarbeit in den beteiligten Fachbereichen geht jedoch ganz normal weiter.”
Seewald bedauert, dass unter den 70 ausgewählten Exzellenzclustern keine Forschung zu Politik und Religion mehr vertreten ist. “Schade ist auch, dass die Geisteswissenschaften einmal mehr abgenommen haben”, so der Träger des diesjährigen renommierten Leibniz-Preises. Die Universität Münster bekam einmal die Cluster-Förderung zugesprochen, und zwar für mathematische Forschung.
Die Förderung von Wissenschafts-Clustern ist Teil der Exzellenzstrategie des Bundes und der Länder zur Stärkung von Spitzenforschung in Deutschland. Die Förderdauer der Cluster beträgt sieben Jahre. Von den 70 am Donnerstag ausgewählten Exzellenzclustern sind 45 Fortsetzungen bereits geförderter Cluster, 25 sind neu in der Förderung. Insgesamt sind jährlich rund 539 Millionen Euro Fördermittel dafür vorgesehen. Diese werden zu 75 Prozent vom Bund und zu 25 Prozent vom Land der jeweiligen Hochschule getragen.