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Autorin Sibylle Berg: EU nicht kampflos den Rechten überlassen

 Schriftstellerin Sibylle Berg kandidiert für die Satire-Partei “Die Partei” um einen Sitz im Europaparlament. “Ich habe erkannt, dass die EU viel zu einflussreich ist, als dass man sie kampflos den Rechten überlassen sollte”, sagte sie der “Frankfurter Allgemeinen Zeitung” (Montag). Für das Amt einer Europaabgeordneten sei sie “durchschnittlich qualifiziert, nehme mich nicht allzu ernst, bin in der Sache unerbittlich”, so die 1962 in Weimar geborene Autorin von Romanen (“RCE. #RemoteCodeExecution”) und Theaterstücken (“Es kann doch nur noch besser werden”).

Sie ist gemeinsam mit Parteichef Martin Sonneborn Spitzenkandidatin der “Partei” für die EU-Wahl im Juni 2024. Aufgrund einer fehlenden Sperrklausel würden schon 1,6 Prozent der Stimmen für einen Parlamentssitz ausreichen.

“Die Menschen Europas haben durch die Folgen der Pandemie, durch Kriege, durch berechtigte Angst vor Wohnungs- und Arbeitsverlust, durch die gefühlte, zu schnelle, zu negative Veränderung ihres Lebens die gefühlte Sicherheit verloren, dass irgendwie alles gut werden wird”, so die Schriftstellerin. Es brauche neue Sichten auf die Welt, die Öffnung von Gedankenräumen fernab von Katastrophen und Panik. “Eine intelligente Satire-Partei mit dem Basisangebot von Systemkritik und anarchischen Ansätzen bietet da eine Alternative für Leute, die von der Parteipolitik enttäuscht sind”, sagte Berg.

Am “Partei”-Programm überzeuge sie der Grundgedanke, “Ernsthaftigkeit und Kritik, Aufklärung und Menschenliebe unter einer üppigen Schicht humorvollen Torfes zu begraben”, erklärte sie. “Dazu kommt die Abneigung gegen Faschisten, Lobbyisten, gegen Ungerechtigkeit und eine Zuneigung zum radikalen Universalismus.”

Als größte Probleme der Europäischen Union bezeichnete sie “Hass, Neid, Gier, Machtversessenheit, die Grundproblematik aller Menschen, die ihr Aussterben nach sich ziehen kann”. Und weiter: “Die Idee der durch Tradition, Geschichte und Kultur verbundenen Europäerinnen und Europäer ist in Gefahr, durch ein System pulverisiert zu werden, das gerade dabei ist, den Lebensraum der Menschen zu vernichten”, kritisierte die Künstlerin. “Die Idee, den Nationalismus zu überwinden, Regionalität, Zusammenhalt und Gerechtigkeit zu stärken, gehe ich dann an, wenn ich den Laden besser verstehe”, sagte Berg.