Die junge ostdeutsche Schriftstellerin Anne Rabe beschäftigt sich mit Gewalt in der DDR und deren Nachwirkungen. Aufarbeitung sei auch wichtig, um Rechtsextremismus entgegenzuwirken, sagte sie auf der Buchmesse.
Die DDR lässt sich nach Ansicht der ostdeutschen Schriftstellerin Anne Rabe nur aus dem Nationalsozialismus heraus verstehen. “Man darf die DDR nicht vom Ende her erzählen, sondern von ihrem Anfang her – und der hat ganz, ganz viel mit dem Nationalsozialismus zu tun”, sagte Rabe am Donnerstag auf der Leipziger Buchmesse. Wichtig sei auch der Blick auf den Sowjetterror, der die Anfangsjahre der DDR und damit die Menschen maßgeblich mitgeprägt habe. Eine Aufarbeitung sei gerade auch mit Blick auf den erstarkenden Rechtsextremismus dringend notwendig: “Man muss die Geschichte aufarbeiten, um Herr der Sache zu werden.”
Rabes im vergangenen Jahr erschienener Roman “Die Möglichkeit von Glück” erzählt von einer Kindheit und Jugend in Ostdeutschland nach der Wende und analysiert die Gewalt, die vom Staat und innerhalb der Familien ausgeübt wird. Rabe wurde 1986 in Wismar geboren.
Eine besondere Rolle kam in der DDR laut der Autorin der staatlich gelenkten Erziehung zum sozialistischen Menschenbild zu: “An erster Stelle stand nicht die Liebe zu Mutter und Vater, sondern die Liebe zum Staat und Vaterland.” Wer dem nicht entsprach, habe mit Gewalt rechnen müssen. Besonders brutal seien etwa die Jugendwerkhöfe gewesen: “Manche nannten sie Margots Kinder-KZs. Die Kinder und Jugendlichen dort waren psychischer, physischer und sexueller Gewalt ausgesetzt.”