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Ausstellung zeigt europäische Stadtbilder in Miniatur

Das Museum August Kestner zeigt historischer Stadtansichten aus Europa. Es sind vor allem Münzen und Medaillen, die prachtvolle Stadtmauern, verschwundene Wahrzeichen und filigrane Details zeigen.

Eine alte Ansichtskarte aus Hannover. Bilder wie dieses leiten die Ausstellung ein.
Eine alte Ansichtskarte aus Hannover. Bilder wie dieses leiten die Ausstellung ein.Historisches Museum Hannover

Städtereisen erfreuen sich großer Beliebtheit. Freunden schickt man gerne von unterwegs einen Gruß, indem man sich zusammen mit Wahrzeichen aufs Bild bringt – in Paris zum Beispiel dürfte der Eiffelturm der beliebteste Hintergrund für ein Selfie sein.

Auch Postkarten mit den Sehenswürdigkeiten seines Urlaubsziels werden immer noch gerne verschickt, vor allem von der älteren Generation. Mit solchen Selfies, Ansichtskarten sowie Filmen und Dias werden die Besucher der noch bis zum 19. Januar 2025 laufenden Ausstellung „Städtetrip – Stadtbilder Europas“ im Museum August Kestner in Hannover empfangen. Doch sie sind nur der Auftakt für eine besondere Präsentation von historischen Stadtansichten vor allem aus dem 17. bis 19. Jahrhundert.

„Städtetrip – Stadtbilder Europas“: Von Münzen und Medaillen

Gezeigt werden 178 Münzen und Medaillen hinter Vitrinen, auf deren eine Seite sich die jeweiligen Herrscher meist selbst verewigt haben, während die andere Seite bedeutsame Gebäude von Städten wie Hannover, Magdeburg, München, Venedig oder London abbildet.

Massive Stadtmauern rund um prachtvolle Altstädte tauchen als Zeichen für Sicherheit und Wehrhaftigkeit auf, prunkvolle Schlösser symbolisieren den Machtwillen von Fürsten und Herzögen, in den Himmel ragende Türme der Hauptkirchen zeugen von der Bedeutung des Klerus‘.

„Mitunter hat man das Gefühl, dass die Kirchen größer wirken als sie tatsächlich sind, zum Beispiel bei der Abbildung der Marktkirche in Hannover“, sagt Ausstellungskuratorin Simone Vogt. Sie unterscheidet Münzen, womit immer Zahlungsmittel gemeint sind und Medaillen, mit denen hohe Beamte und Offiziere zu besonderen Anlässen ausgezeichnetwurden. Deren Schöpfer haben nicht nach eigenem gut Dünken über Größenmaßstäbe und die abgebildeten Objekte entschieden, sondern haben sich gedruckte Kupferstiche als Vorbild genommen.

Museum August Kestner zeigt historische Wimmelbilder

Manchmal sind solche Abbildungen, die mit ihren vielen Details wie historische Wimmelbilder wirken, auch seltene Zeugnisse inzwischen verschwundener Wahrzeichen. So ließ Kurfürst Karl Ludwig von der Pfalz 1679 eine Medaille von der Mannheimer Konkordienkirche prägen, in der sowohl Protestanten als auch Katholiken Gottesdienst feierten. 1689 wurde die Kirche während des pfälzischen Erbfolgekrieges zerstört.

Aus dem Norden sind Miniatur-Stadtansichten aus Goslar, Braunschweig, Emden, Bremen, Osnabrück, Hannover, Celle, Lübeck und Hamburg zu bestaunen. Für einen genauen Blick kann man Lupen zur Hilfe nehmen – und so Inschriften wie die zur 200-Jahr-Feier der Reformation in Goslar entdecken: „Nun dancket Gott das bis anher, gedauert hat Lutheri Lehr.“ Einzelne Münzen wurden auch stark vergrößert wie die Celle-Münze um 1660, auf der Herzog Johann Christian über der Stadtansicht ein Sachsenross mit seinen Initialen verewigt hat – über allem waltet Gottes Segenshand.

Hannover: Größte Sammlung in Norddeutschland

Über einen QR-Code kann man einzelne Stücke auch auf dem Handy vergrößern und erhält über einen online-Katalog nähere Informationen. „Es ist das erste Mal, dass wir statt eines gedruckten Katalogs einen online-Katalog anbieten“, sagt Vogt. Der Druck ist teuer, die Verkäufe gering.

Das Kestner Museum verfügt mit seinen rund 100 000 Münzen und Medaillen über die größte Sammlung in Norddeutschland. Das älteste ausgestellte Stück aus Süditalien stammt stammt aus 525 v. Chr. In der Antike dominieren als Motive Göttinnen und Götter, verschiedene Symbole oder Tiere – Gebäude wie zum Beispiel Tempel tauchen erst auf den Münzen der Römer auf.

Zum Mitmachen gibt es eine Prägemaschine, mit der sich Besuchende selber eine Münze als Souvenir machen können. Ein Stadtbild ist inklusive.

Katalog und Informationen unter www.kestner-museum.de