Die erste Sonderausstellung im Erinnerungsort Hotel Silber in Stuttgart beleuchtet die rechtliche Aufarbeitung der Taten der Geheimen Staatspolizei im Nationalsozialismus. „Gestapo vor Gericht – Die Verfolgung von NS-Verbreche(r)n“ blicke darauf, wem der Prozess gemacht wurde und wem nicht, wer ins Gefängnis musste und wer trotz seiner Gräueltaten unbehelligt weiterleben konnte, teilte das Haus der Geschichte Baden-Württemberg am Mittwoch mit. Die Ausstellung zeige, warum die strafrechtliche Verfolgung in der Bundesrepublik so schleppend verlief. Sie gehe auf die Wirkung markanter Prozesse ein. „Gestapo vor Gericht“ ist vom 7. Dezember 2023 bis 2. Februar 2025 im „Hotel Silber“ zu sehen. Zwei Jahre lang hat ein Team des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg an der Ausstellung gearbeitet.
Die Gestapo, so die Mitteilung, sei an nahezu allen nationalsozialistischen Verbrechen beteiligt gewesen: Misshandlungen, Deportationen, Verfolgung, Morde an zahlreichen Menschen. Doch nur wenige mussten sich dafür vor Gericht verantworten. Dazu gehörte der Stuttgarter Wilhelm Boger, die „Bestie von Auschwitz“. Er wurde 1965 beim Frankfurter Auschwitz-Prozess zu lebenslanger Haft verurteilt. „Doch die strafrechtliche Verfolgung von NS-Tätern verlief in der Bundesrepublik meist schleppend und nicht systematisch“, so die Kuratorin Lea-Theresa Berg. Der Gestapo-Beamte Ludwig Griesinger sei in der Tschechoslowakei wegen der Misshandlung von Gefangenen verurteilt worden. Aber die Bundesrepublik erkannte das Urteil nicht an, „und Griesinger wurde in Tübingen 1955 mit großem Bahnhof vom Oberbürgermeister als ,Heimkehrer‘ empfangen“.