Artikel teilen:

Ausstellung “Ausgeraubt vor der Deportation” in Hamburg

Die Ausstellung „Ausgeraubt vor der Deportation“ zeigt ab Mittwoch die Rolle der Hamburger Finanzverwaltung bei der Entrechtung, Ausbeutung und Deportation der Opfer des Nationalsozialismus. Die Wanderausstellung der Stiftung Hamburger Gedenkstätten ist bis zum 20. Februar in der Diele des Hamburger Rathauses zu sehen, wie die Finanzbehörde am Dienstag mitteilte. Präsentiert würden die Ergebnisse eines zweijährigen Forschungsprojekts, das die Behörde in Auftrag gegeben hatte. „Als zentrale Akteurin hat die Hamburger Finanzverwaltung tatkräftig daran mitgewirkt, den Betroffenen ihr Hab und Gut zu nehmen“, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD).

Noch bevor Jüdinnen und Juden sowie Sinti, Sintizze, Roma und Romanja in Ghettos und Vernichtungslager deportiert wurden, plünderte der NS-Staat die Verfolgten schrittweise aus. Auch Hamburger Finanz- und Zollbeamte hätten die staatlichen Vorgaben „unerbittlich umgesetzt“ und die wirtschaftliche Existenz der Verfolgten vernichtet, hieß es. Die Schau widme sich sowohl dem Handeln und den Motiven der Tatbeteiligten als auch den Erfahrungen der rassistisch Verfolgten.

„Die Auswirkungen des Raubs sind bis heute zu spüren“, sagte Oliver von Wrochem, Vorstand der Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen. Angehörige von Verfolgten würden teils noch immer um eine Rückgabe geraubter Güter kämpfen. Von Wrochem: „Der Erfolg manches Unternehmens begann in den 1930er-Jahren mit der Verdrängung bzw. Enteignung jüdischer Unternehmerinnen und Unternehmer.“

Auch 80 Jahre nach Kriegsende sieht Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) „erschreckenderweise noch Lücken in unserem Wissen über die NS-Geschichte von Hamburg“. Dieses Projekt zeige, wie eine schonungslose Aufarbeitung einen Beitrag zu wirksamer Erinnerungskultur leisten könne. Veit: „Es wird unser gemeinsamer Willen bleiben, unsere Verantwortung für die NS-Aufarbeitung zu bewahren und für die Zukunft wachsam zu bleiben.“