Das Museum Friedland hat an die Ankunft der ersten Aussiedler im benachbarten Grenzdurchgangslager vor 75 Jahren erinnert. Am 3. März 1950 traf der erste Transport mit insgesamt knapp 700 Frauen, Männern und Kindern aus Polen an der damaligen deutsch-deutschen Grenze bei Besenhausen ein, wie das Museum am Montag berichtete. Der Ort liegt nur wenige Kilometer von Friedland entfernt.
Auch nach dem Ende der Vertreibungen und Umsiedlungen infolge des Zweiten Weltkriegs lebten zu Beginn der 1950er-Jahre etwa vier Millionen Deutsche in den Ländern des ehemaligen Ostblocks. Ihnen sollte durch eine organisierte Umsiedlung in die Bundesrepublik die Zusammenführung mit ihren Familien ermöglicht werden, von denen sie durch Kriegswirren getrennt worden waren. Den Auftakt der Aufnahme dieser Aussiedler machte die sogenannten „Operation Link“ im Frühjahr 1950.
Am 3. März 1950 hatte die britische Militärverwaltung für den Transport zunächst die Grenze gesperrt, weil sie von Unstimmigkeiten bei den Namenslisten erfahren hatte. Stundenlang sollen britische Militärangehörige und deutsche Verwaltungsbeamte versucht haben, Namenslisten abzugleichen, heißt es in der Mitteilung des Museums.
In dieser verworrenen Situation habe der damalige niedersächsische Minister für Flüchtlingsangelegenheiten und evangelische Pfarrer Heinrich Albertz (SPD) schließlich eigenmächtig gehandelt und den Schlagbaum öffnen lassen: 360 Frauen, 198 Männer und 115 Kinder seien zur Registrierung ins Grenzdurchgangslager gebracht worden.
Nach den dramatischen Szenen am 3. März wurden bis Ostern 1951 etwa 44.000 Aussiedler aus Polen in Friedland aufgenommen. Nach einigen Jahren, in denen nur Einzelreisende und vereinzelte Transporte ankamen, begannen Mitte der 1950er-Jahre wieder große Aussiedler-Transporte. Bis heute wurden über zwei Millionen Aussiedler und Spätaussiedler in Friedland registriert.