Nach zwischenzeitlicher Insolvenz und mit neuer Leitung geht das Kunsthaus Göttingen mit einer Fotoausstellung über das Konzentrationslager Auschwitz wieder an den Start. Die Schau „Auschwitz-Birkenau“ mit Bildern des international renommierten Fotografen Juergen Teller wird am Donnerstag eröffnet und läuft bis zum 1. Juni, wie die Stadt Göttingen mitteilte. Das Konzentrationslager Auschwitz, in dem die Nationalsozialisten mehr als eine Million Juden ermordeten, wurde vor 80 Jahren – am 27. Januar 1945 – von Soldaten der Roten Armee.
Vor wenigen Wochen hatten Teller, seine Mitarbeiterin Dovile Drizyte und der Göttinger Verleger Gerhard Steidl auf Einladung des Vizepräsidenten des Internationalen Auschwitz-Komitees, Christoph Heubner, Auschwitz und Birkenau bereist. Tagelang sei die Gruppe durch die Gedenkstätten gegangen, und Teller habe fotografiert, was er sah, berichtete Steidl: Baracken und Gleise, die ins Unendliche zu führen scheinen, Gaskammern und Latrinen, elektrische Zäune, Botschaften, Zeichnungen, Fotos und Nachrichten, die das Leben der Häftlinge und ihren Tod dokumentieren – aber auch Profanes wie Parkplatzschilder und Souvenirshops, Besucher und Busse.
Die Bilder entstanden den Angaben zufolge ohne Equipment, nur mit einem Mobiltelefon älterer Bauart. Manchen der Fotos habe Heubner Erinnerungen, Zitate und Eindrücke aus seinen jahrzehntelangen Begegnungen und Gesprächen mit Überlebenden des Lagers hinzugefügt. Tellers Fotos und Heubners Texte sind auch in dem Buch „Auschwitz-Birkenau“ enthalten, das dieser Tage im Göttinger Steidl Verlag erscheint.
Juergen Teller (Jahrgang 1964) ist international bekannt. Sein großer Durchbruch gelang ihm, als er 1991 die Band Nirvana auf einer Tournee begleitete und dabei die wohl intimsten Fotografien des schüchternen Frontmannes Kurt Cobain machte. Als ebenso einzigartig gilt Tellers Modefotografie der früheren 1990er Jahre. Seine ungeschönten Porträts von Supermodels wie Kate Moss und Claudia Schiffer schockierten damals die Öffentlichkeit.
Das für mehrere Millionen errichtete und 2021 eröffnete Kunsthaus Göttingen war im vergangenen Jahr in finanzielle Schieflage geraten, musste Insolvenz anmelden und vorübergehend schließen. Dem neuen Leitungsteam gehören Verleger Steidl und der Geschäftsführer des Göttinger Literaturherbstes, Johannes-Peter Herberhold, an.