Unter dem Motto „Frieden riskieren“ steht Augsburg ab Anfang Mai ganz im Zeichen seines Hohen Friedensfestes. Die Ausgabe zum 375. Jubiläum dauert diesmal drei Monate und umfasst ein großes Festprogramm zu Krieg und Frieden in Europa. Der Künstlerische Programmleiter des Friedensfestes, Eric Nikodym, sagte bei der Programmvorstellung am Mittwoch in Augsburg: „Wir müssen etwas für den Frieden riskieren, denn er ist zerbrechlich.“ Das sehe man in diesem Jahr deutlicher bisher. Die Feierlichkeiten beginnen am 8. Mai mit einem Festakt, an dem auch der Bayerische Landtag zu Gast sein soll, und dauern bis 8. August, dem eigentlichen Feiertag, und umfassen mehr als 140 Veranstaltungen mit rund 3.000 Beteiligten.
Das Programm basiert auf drei historischen Ereignissen: dem 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges am 8. Mai 1945, dem 30. Jahrestag des Endes des Bosnienkrieges 1995 und dem 375. Jubiläum des Augsburger Friedensfestes, das 1650 zum ersten Mal gefeiert wurde. Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU), sagte, dass die Friedensstadt Augsburg ihr historisches Erbe als eine Selbstverpflichtung verstehe, für ein friedliches Zusammenleben in einer vielkulturellen und multireligiösen Stadt einzutreten. „Für den Frieden müssen wir gerade jetzt aktiv einstehen, ihn schützen und verteidigen.“
Augsburg wolle aber nicht nur aus einer historischen Verantwortung heraus etwas für den „Frieden riskieren“, sondern im Angesicht der aktuellen Entwicklungen in Deutschland, Europa und der Welt, sagte Nikodym weiter. Das Jubiläumsprogramm wolle dafür Impulse geben. Das Programm unterteilt sich in vier thematische Schwerpunkte: Frieden erinnern, Frieden gestalten, Frieden bewahren und Frieden feiern. Die Veranstaltungen seien in dem Bewusstsein entstanden, dass ein stabiler Frieden nur dann möglich sei, wenn Menschen ihre Geschichte kennen und Verantwortung übernehmen. Entwickelt wurde das Programm von Nikodym und dem Friedensbüro der Stadt.
Ein Highlight sind unter anderem die Uraufführung des Europäischen Friedenskonzerts mit dem Titel „Befreiung“ (8. Mai), die lange Kunstnacht (28. Juni), das Running Dinner der Religionen (13. Juli) und die Augsburger Chornacht (19. Juli). Auch die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs sollen beim Friedensfest zu spüren sein: So sei eine Glocke, die aus gebrauchten ukrainischen Patronenhülsen gegossen wurde, Teil der Performance „Schlachten und Stille“ im Kirchenraum der Moritzkirche (9. bis 18. Mai).
Das Augsburger Hohe Friedensfest findet jedes Jahr am 8. August statt. Während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) durften die Protestanten in Augsburg ihren Glauben nicht ausüben. Erst der Westfälische Friede von 1648 brachte ihnen die rechtmäßige Gleichstellung mit der römisch-katholischen Kirche. In Erinnerung an die Gleichstellung führten die Protestanten Augsburgs im Jahr 1650 das Hohe Friedensfest ein. 2018 wurde das Augsburger Hohe Friedensfest „Immaterielles Kulturerbe der Unesco“. Der 8. August ist in der Stadt Augsburg deshalb auch ein gesetzlicher Feiertag. Seit 1985 feiern die beiden großen Kirchen diesen Tag ökumenisch.
Die Augsburger Dekane Frank Kreiselmeier (evangelisch) und Helmut Haug (katholisch) schreiben in ihrem Grußwort, dass „Frieden riskieren!“ ein gutes Motto für das Friedensfest sei. Denn militärische Lösungen von Konflikten seien wieder stärker zum Mittel der Politik geworden. „Es erscheint fast unmöglich, aus diesen Kriegen und Konflikten wieder herauszukommen. Frieden scheint unmöglich.“ Wenn man sich in dieser Zeit für Frieden einsetze, riskiere man etwas, schreiben Kreiselmeier und Haug. (0928/19.03.2025)