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Auch evangelische Kirchen in NRW verlieren weiter Mitglieder

Die evangelischen Kirchen in Nordrhein-Westfalen haben im vergangenen Jahr einen weiteren Rückgang an Mitgliedern verzeichnet. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 gehörten rund 4,27 Millionen Menschen der westfälischen, rheinischen und lippischen Kirche an, wie die drei Landeskirchen am Donnerstag mitteilten. Das entspricht einem Rückgang um 3,17 Prozent. Bundesweit sank die Zahl der evangelischen Kirchenmitglieder nach der am Donnerstag vorgelegten Mitgliedschaftsstatistik der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) um 3,1 Prozent. Ende 2023 waren rund 18,6 Millionen Menschen Mitglied einer der 20 evangelischen Landeskirchen.

Die Evangelische Kirche im Rheinland verlor im vergangenen Jahr rund 74.000 Mitglieder, das entspricht knapp 3,3 Prozent. Ihr gehörten Ende 2023 noch gut 2,19 Millionen Menschen an. In der Evangelischen Kirche von Westfalen sank die Mitgliederzahl um 2,8 Prozent auf gut 1,9 Millionen. In der Lippischen Landeskirche ging die Zahl der Mitglieder um knapp 3,5 Prozent auf 135.423 Menschen zurück.

Wesentliche Gründe für die Entwicklung sind Kirchenaustritte und der demografische Wandel: 2023 verließen den Angaben zufolge 47.700 Menschen die rheinische Kirche, gut 3.000 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Sterbefälle sank leicht auf 42.300. Getauft wurden im vergangenen Jahr 14.800 Menschen, neu aufgenommen wurden 2.400 Menschen. Beide Werte lagen unter den Zahlen des Vorjahres.

Aus der westfälischen Kirche traten 2023 insgesamt 33.500 Frauen und Männer aus, rund 1.500 mehr als im Vorjahr. Die Zahl der Sterbefälle lag mit 34.900 unter dem Zahl des Vorjahres. Die Zahl der Taufen ging leicht zurück auf 13.300. Neu aufgenommen in die Landeskirche wurden 1.570 Menschen.

Die Lippische Landeskirche verlor im vergangenen Jahr rund 2.400 Mitglieder durch Austritte (Vorjahr: 2.200). Die Zahl der Sterbefälle lag mit etwas über 3.000 auf dem Niveau des Vorjahres. Getauft wurden 726 Menschen, etwa hundert Frauen und Männer kamen durch Auf- und Wiederaufnahmen hinzu. Der Rückgang der Mitgliederzahl hänge zusammen mit der Altersentwicklung, Wanderungsbewegungen und Austritten, erklärte die Landeskirche.

Der leitende Theologe der rheinischen Kirche, Präses Thorsten Latzel, nannte die Zahlen schmerzlich. „Jeder Austritt ist einer zu viel, weil wir den Kontakt zu Menschen verlieren und weil er die Gemeinschaft schwächt“, erklärte er. Die rheinische Kirche werde aber auch als kleiner werdende Kirche „weltoffen für andere da sein, und wir werden den Kontakt zu unseren Mitgliedern stärken“. Die westfälische Kirche verwies auf eine aktuelle Studie, nach der viele Menschen keinen Zugang mehr zu einer christlichen Kirche oder zu Religion finden. Die lippische Kirche hob hervor, dass sie angesichts der Entwicklung einen Zukunftsprozess gestartet habe, auf einer einer Zukunftssynode sollten 2025 Ergebnisse gebündelt werden.

Der Religionssoziologe Detlef Pollack dem Evangelischen Pressedienst (epd): „Noch sind die Auswirkungen der Mitgliederrückgänge auf die Finanzkraft der Kirchen nicht so stark.“ Sie seien aber bereits sichtbar. Die Kirchen sorgten vor, indem sie Gemeinden zusammenlegten und Gebäude abstießen. Das Vertrauen in kirchliche und diakonische Einrichtungen wie Pflegeheime und Kindergärten sei relativ hoch, deutlich höher als das Vertrauen in die Institution Kirche, erläuterte Pollack. Sinkende Kirchenmitgliederzahlen wirkten sich allerdings auf die Finanzierung von Einrichtungen in diesem Bereich aus.