Wale faszinieren Menschen in aller Welt. Ein Taucher hat zu einem dieser riesigen Meeressäuger eine ganz besondere Beziehung, wie eine preisgekrönte Dokumentation auf Arte zeigt.
Die größten Säugetiere des Meeres ziehen viele Menschen in ihren Bann. Bestärkt hat diese Begeisterung auch der Filmklassiker “Moby Dick” nach dem gleichnamigen Roman von US-Schriftsteller Herman Melville. Mit beeindruckenden Aufnahmen gewährt nun der Dokumentarfilm “Patrick and the Whale – Eine außergewöhnliche Freundschaft” am 4. Januar um 20.15 Uhr im Arte-Programm Einblicke in das Leben der Meeressäuger. Er beleuchtet zudem eine besondere Beziehung zwischen einem Menschen und einem Pottwal.
Die 71-minütige Dokumentation erzählt von der ungewöhnlichen Verbindung des Tauchers und Unterwasserfotografen Patrick Dykstra mit dem zehn Meter langen und zehn Tonnen schweren Pottwal-Weibchen Dolores. Der britische Filmemacher Mark Fletcher durfte die einzigartige Mensch-Wal-Freundschaft für seinen preisgekrönten Dokumentarfilm immer wieder einmal hautnah begleiten.
Dykstra, geboren in Denver (Colorado), ist gelernter Anwalt. Seine 70-Stunden-Arbeitswoche in einer Wirtschaftskanzlei habe er sich angetan, um sich eine gute Tauch- und Kamera-Ausrüstung finanzieren zu können, erzählt er im Film. Bei einem Besuch in einem amerikanischen Naturkundemuseum in Kindheitstagen habe er das lebensgroße Modell eines Blauwals an der Decke gesehen – und sei von dem imposanten Tier sofort fasziniert gewesen. “Mit der Zeit habe ich mich in diese Meerestiere verliebt.”
Im Lauf der Jahre hat der leidenschaftliche Taucher gelernt, wie Wale kommunizieren, wie sie andere Lebewesen im Wasser wahrnehmen und wie sie sich in seiner unmittelbaren Nähe verhalten. Mit Ausdauer, Fingerspitzengefühl und Erfahrung kommt Dykstra Walen so nahe wie sonst kaum jemand. Er macht ihre Klicklaute hörbar und versucht, die Töne zu deuten. Für ein schüchternes “Hallo” und “Wie geht’s?” von Mensch zu Pottwal reichen seine “walischen” Kommunikationsfähigkeiten bereits. Bei seinen Tauchgängen nahe der kleinen Karibik-Insel Dominica war das Filmteam dabei. Es zeigt auch die “Zwiegespräche” von Mensch und Pottwal-Dame Dolores.
Neben vielen harmonischen Momenten zwischen Wal und Mensch wird der Film zum Thriller, wenn der Taucher beispielsweise versucht, eine Mini-Kamera am Unterkiefer eines Wals zu befestigen – und dabei nur knapp dessen Schwanzflosse ausweichen kann. Diese Kamera filmt acht Stunden lang, fällt dann automatisch wieder vom Körper des Tieres ab und kann per Peilsender geortet werden. Das britische Doku-Team ist bei der Auswertung der Aufnahmen dabei – Dykstra erläutert die Bilder.
Der Film geht auch auf die Gefahren für die größten Meeressäugetiere ein, die in der Tiefe Kalmare und Tintenfische jagen. Fischernetze können ihr Leben bedrohen; weitere menschengemachte Gefahren sind der Schiffsverkehr und die Verschmutzung der Meere.
Meeresforscher haben den Pottwalen Namen wie Dolores, Canopener (“Dosenöffner”) und Hope (“Hoffnung”) gegeben, weil sie einen Einblick in ihre Welt vermitteln. “Ich will mehr über die Tiere erfahren und sie der Welt vermitteln”, so beschreibt Dykstra seine Motivation. Und er fügt hinzu: “Ich will alles für Wale tun, was ich kann.”
Die sehenswerte Arte-Doku unternimmt eine abenteuerliche Reise zu den Walen und in die Unterwasserwelt der Ozeane. Der Film zieht das Publikum in seinen Bann. So ist es hautnah dabei, wie Dykstra die Zuwendung von Dolores an einen männlichen Wal verliert. Aber er lernt auch die Pottwal-Mutter Canopener kennenlernt, die ihm sogar einmal für eine Dreiviertelstunde ihren Nachwuchs “Hope” anvertraut.
Mit atemberaubenden Unterwasseraufnahmen reist der Dokumentarfilm in die Tiefen des Meeres – zu den vielleicht faszinierendsten Bewohnern des Planeten Erde. Der Schlusssatz des Films bildet das Dykstras bisheriges Fazit all seiner Tauchgänge und Erfahrungen: “Man kann das Band, das Wale untereinander verbindet, nicht hören und sehen; um es zu verstehen, muss man es fühlen.”