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Armutsrisiko: Diakonie-Präsidentin betont Wert von sozialer Arbeit

Mit Gottesdienst und Empfang ist am Sonntagabend in Augsburg die Frühjahrstagung der bayerischen evangelischen Landessynode eröffnet worden. Die bayerische Diakonie-Präsidentin Sabine Weingärtner rief in ihrer Predigt in der evangelischen St. Ulrichskirche das hohe Armutsrisiko auch in Bayern in Erinnerung. Derzeit sei jede vierte Frau im Rentenalter im Freistaat von Armut betroffen, ebenso wie jedes fünfte Kind, sagte sie. Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Bayern habe sich in den vergangenen drei Jahren mehr als verdoppelt und liege aktuell bei über 50.000.

„Gleichzeitig mussten wir erleben, dass das Thema Armut im Bundestagswahlkampf in den letzten Wochen fast keine Rolle gespielt hat“, sagte Weingärtner. Auch in den aktuellen Zwischenergebnissen der Koalitionsverhandlungen sei so gut wie nichts dazu zu lesen. Sie zeigte sich überzeugt, dass die evangelische Kirche und die Diakonie „mit so vielen Menschen und Angeboten“ das Land verändern könnten: „Allein in Bayern arbeiten dafür jeden Tag über 100.000 Hauptamtliche in der Diakonie und rund 35.000 Hauptamtliche in der Kirche samt ihren Kitas.“

Synodenpräsidentin Annekathrin Preidel würdigte beim anschließenden Empfang im katholischen Tagungshotel Sankt Ulrich die Gastgeber-Stadt. Augsburg sei ein Ort des Glaubens, der Kultur und des Friedens, wo die Vergangenheit lebendig bleibe und zugleich die Zukunft mit Zuversicht gestaltet werde. In Augsburg werde Diakonie großgeschrieben, außerdem prägten die Fugger das soziale Engagement und die ökumenische Zusammenarbeit die Stadt auf besondere Weise, sagte Preidel weiter.

Auch das Augsburger Hohe Friedensfest, das am 8. August gefeiert wird und innerhalb der Stadtgrenzen ein gesetzlicher Feiertag ist, sei einzigartig, weil es zeige, wie aus historischen Konflikten eine Kultur des Friedens entstehen könne, sagte Preidel. „Gerade in einer Zeit, in der Frieden nicht mehr selbstverständlich ist, erinnert uns dieses Fest daran, wie wichtig es ist, Brücken zu bauen und den Dialog zu suchen.“ Die „Confessio Augustana“ (Augsburger Bekenntnis) von 1530 sei ein weiteres bedeutendes Zeugnis der Geschichte der Stadt und ein Meilenstein der Reformation gewesen.

Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) sagte in ihrem Grußwort, dass Augsburg für die evangelische Kirche „ganz schön bedeutend“ sei. Dabei nannten sie auch historische reformatorische Wegmarken – darunter das Jahr 1650, als nach dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) und dem daraus resultierenden Frieden zwischen katholischer und evangelischer Konfession erstmals das Augsburger Hohe Friedensfest begangen wurde: also vor genau 375 Jahren. Wegen des Jubiläums werde das Friedensfest in diesem Jahr drei Monate lang gefeiert. Dabei werde der Friede aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet.

Etwa die Hälfte der Menschen in Augsburg habe eine Zuwanderungsgeschichte, das sei einer der höchsten Werte bundesweit. Der Titel „Friedensstadt“ sei daher nicht nur eine Marke, sondern ein Auftrag für Gegenwart und Zukunft. Das friedliche Miteinander sei das „höchste Gut, das wir als Stadtfamilie haben“, sagte Weber. Dazu trügen auch die Kirchen einen entscheidenden Teil bei.

Der Augsburger katholische Bischof Bertram Meier betonte beim Empfang die ökumenische Verbundenheit. Beim 500. Jubiläum der „Confessio Augustana“ 2030 werde selbstverständlich auch die katholische Kirche „mit von der Partie sein“. Er hoffe, dass das Jubiläum als Confessio Augustana 2.0 wahrgenommen werde – als eine Art Einheitsdokument für die zwei großen Kirchen.

Der bayerische evangelische Landesbischof Christian Kopp begrüßte Meiers Vorschlag zur Confessio Augustana. Er freue sich auf das ökumenische Miteinander und hoffe, dass im Jahr 2030 von Augsburg ein „riesengroßes, starkes ökumenisches Zeichen in alle Welt ausgeht“. Auch der Augsburger evangelische Dekan Frank Kreiselmeier betonte die Bedeutung des Jubiläums. Gemeinsam mit der Stadt Augsburg, der Landeskirche und dem Lutherischen Weltbund bereite man die Feierlichkeiten vor.

Die Landessynode ist das Parlament der rund zwei Millionen Protestanten in Bayern. Die Frühjahrstagung dauert bis Donnerstag (3. April) und hat das Schwerpunktthema „Diakonische Kirche – kirchliche Diakonie“. (1081/31.0.03.2025)