Ein Team der ARD ist im Westjordanland von Soldaten des israelischen Militärs festgehalten und bedroht worden. Korrespondent Jan-Christoph Kitzler sei mit einem palästinensischen Mitarbeiter sowie einer deutschen Mitarbeiterin bereits auf dem Rückweg von einem Interview gewesen, als sie von israelischen Soldaten südlich der palästinensischen Stadt Hebron gestoppt wurden, berichtete das ARD-Studio Tel Aviv, das vom Bayerischen Rundfunk (BR) betrieben wird, am Sonntagabend auf „tagesschau.de“. Das Auswärtige Amt mahnte angesichts des Vorfalls die Einhaltung der Pressefreiheit an. Die Journalisten-Organisation „Reporter ohne Grenzen“ verurteilte das Vorgehen des israelischen Militärs als Einschüchterung.
Die Soldaten verhielten sich laut Kitzler „überaus aggressiv“ gegenüber dem ARD-Team, das belegten auch Handyvideos des Teams. Mehrfach seien Waffen in das Teamfahrzeug gehalten worden, immer wieder hätten die Soldaten das ARD-Team aus nächster Nähe gefilmt.
Israelische Soldaten waren wohl Reservisten
Bei den Soldaten handelte es sich nach ARD-Angaben vermutlich um Siedler aus der Gegend, die nun als Reservisten eingezogen wurden. Sie seien mit einem Privatfahrzeug unterwegs gewesen und hätten zivile Kopfbedeckungen getragen. Das ARD-Team sei vor Ort gewesen, um über Gewalt radikaler Siedler gegen Palästinenser im von Israel besetzten Westjordanland zu berichten. Diese sei mit Kriegsbeginn deutlich angestiegen, zahlreiche Fälle seien dokumentiert. Erst nach mehr als einer Stunde habe sich die Situation entspannt, nachdem weitere israelische Soldaten und auch Polizeikräfte hinzugezogen wurden, hieß es weiter.
In #Israel werden radikale Siedler als Soldaten eingezogen und richten die Waffe gezielt auf akkreditierte und sich ausweisende #ARD-Journalist*innen, die über Siedlergewalt berichten. Sehr heftig und ein schwerer Schlag gegen die #Pressefreiheit.
https://t.co/MMZkHQlIPg— Niema Movassat (@NiemaMovassat) November 5, 2023
Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte in Berlin, gerade in Kriegssituationen sei die Pressefreiheit ein „extrem hohes Gut“. Reporterinnen und Reporter müssten für die Berichterstattung Zugang bekommen. Zum konkreten Fall des ARD-Teams sagte die Sprecherin, dass die Situation nach Kenntnis des Außenamts nach kürzerer Zeit habe geklärt werden können.
So reagiert “Reporte ohne Grenzen”
Der Geschäftsführer von „Reporter ohne Grenzen“, Christian Mihr, sagte auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) in Berlin: „Wir verurteilen die Einschüchterung des ARD-Teams durch israelische Soldaten.“ Auch in Kriegszeiten müssten Medienschaffende frei über die Gewalt radikaler Siedler gegenüber der palästinensischen Bevölkerung im Westjordanland berichten können. „Wir verlangen, dass das israelische Militär den Vorwürfen des Bayerischen Rundfunks nachgeht.“