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ARD sagt Buchlounge mit Sebastian Hotz wegen Trump-Post ab

Das Literaturhaus Nürnberg wollte gerade wegen der Kontroverse am Auftritt von Sebastian Hotz festhalten, um sachlich zu diskutieren. Doch weniger als 12 Stunden vor Beginn der ausverkauften Veranstaltung zog die ARD den Stecker.

Die ARD hat die für Donnerstagabend im Literaturhaus Nürnberg geplante ARD-Buchlounge mit Sebastian Hotz, Künstlername “El Hotzo”, abgesagt. “Aufgrund der aktuellen Entwicklungen hat ARD Kultur entschieden, die für heute (18. Juli) geplante Buch-Lounge abzusagen. Wir bitten dafür um Verständnis”, heißt es in einem Statement, dass dem KNA-Mediendienst am Donnerstag rund 24 Stunden nach der ersten Anfrage beim für ARD Kultur zuständigen Mitteldeutschen Rundfunk zuging. “Mehr möchten wir dazu nicht sagen und bitten um Ihr Verständnis!”, heißt es weiter.

Hotz hatte in mittlerweile gelöschten Posts auf der Plattform X das Attentat auf den früheren US-Präsidenten Donald Trump unter anderem geschrieben, “ich finde es absolut fantastisch wenn Faschisten sterben”. Der Rundfunk Berlin Brandenburg (RBB) hatte daraufhin die Zusammenarbeit mit dem Satiriker beendet. Hotz hatte beim RBB-Sender Radio Fritz seit zwei Jahren die Radiosendung “Theoretisch cool” moderiert.

Das Literaturhaus hatte dagegen vor der Absage durch die ARD engagiert dafür plädiert, die ausverkaufte Veranstaltung stattfinden zu lassen. “Das Literaturhaus Nürnberg e.V. ist ein Ort des Diskurses und der Diskussion über Literatur und ein Lernort in Sachen Demokratie. Ein Ort der Auseinandersetzung, des Argumentierens und auch des Aushaltens von Positionen, die von der eigenen Meinung abweichen”, heißt auf der Website: “Auch wenn wir die menschenverachtende Äußerung von ‘El Hotzo’ keinesfalls teilen, möchten wir mit ihm darüber auf dem Podium sprechen. Auch darüber, wie er seine Medienpräsenz nutzt und wie er mit der Verantwortung dabei umgeht.”

Weiter heißt es, das Literaturhaus lade keinen Gast aus, “nur weil uns seine politischen Äußerungen nicht passen, sondern wir reden und diskutieren mit ihm über seine Positionen”. Man habe immer wieder Gäste, die umstrittene Aussagen machen und in der öffentlichen Kritik stehen. Dazu hätten in letzter Zeit die Schriftstellerinnen Monika Maron oder Deborah Feldman gehört. “Mit ihnen haben wir erkenntnisreiche, gelungene und ausgewogene Veranstaltungen durchgeführt”, so das Literaturhaus.

Daher bedauere man die Absage. Das Literaturhaus hätte die Veranstaltung trotz der Kontroversen gerne durchgeführt, “weil wir daran glauben, dass eine sachliche Diskussion zwischen Menschen, die sich real an einem Ort wie dem Literaturhaus begegnen, zu einer Ent-Emotionalisierung des Themas beigetragen hätte”. Demokratie brauche Auseinandersetzung, in diesem Sinne werde man das Literaturhaus Nürnberg weiterführen. Die für den Abend gekauften Karten der ausverkaufte Veranstaltung würden selbstverständlich zurückerstattet.