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Archaisch und mangelhaft: Intensivmediziner fordern schnellere Digitalisierung

Veraltete Technik, archaische Meldewege: Die Ärzte der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin zeichnen kein gutes Bild vom Zustand des deutschen Gesundheitswesens.

Die elektronische Patientenakte im Einsatz bei einer Sprechstunde
Die elektronische Patientenakte im Einsatz bei einer SprechstundeImago / photothek

Als Lehre aus der Corona-Pandemie fordern Deutschlands Intensiv- und Notfallmediziner verstärkte Anstrengungen bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens. “Teilweise archaische Meldewege, uneinheitliche Datenformate und eine mangelhafte Datentransparenz standen einer zeitnahen Einschätzung des Pandemieverlaufs entgegen”, erklärte Stefan Kluge von der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensiv- und Notfallmedizin (DGIIN). Sowohl die Erhebung von Daten als auch die Möglichkeiten, sie zu Forschungszwecken zu nutzen, müssten dringend verbessert werden.

Veraltete Technik und ein überzogener Datenschutz behinderten die rasche Umsetzung klinischer oder epidemiologischer Studien, auch zentrale Impf- und Erkrankungsregister gebe es bis heute nicht, kritisierte der Hamburger Intensivmediziner. “Vor diesem Hintergrund überrascht es leider nicht, dass die wichtigsten klinischen Studien während der Pandemie nicht aus Deutschland kamen.”

Elektronische Patientenakte kann Leben retten

Beschleunigungsbedarf sehen die Mediziner auch bei der Einführung der elektronischen Patientenakte. “Als Intensiv- und Notfallmediziner wissen wir, dass die elektronische Patientenakte Leben retten kann”, sagte DGIIN-Präsident Christian Karagiannidis.

Gerade in der Intensivmedizin habe man es häufig mit bewusstlosen Patientinnen und Patienten zu tun, die nicht über ihre eigene Krankengeschichte Auskunft geben könnten. Wichtige Angaben, etwa zu Vorerkrankungen, zu aktuell eingenommenen Medikamenten oder zu Allergien müssten dann mühsam über Tests eruiert werden, oder es müsse versucht werden, den Hausarzt zu kontaktieren. “Das kostet Zeit, die wir in der Notsituation oft nicht haben”, betont Karagiannidis. “Gerade in der Notfallmedizin komme es auf jede Stunde, nicht selten sogar auf jede Minute an.”

Seit dem 1. Januar 2021 können alle gesetzlich Versicherten eine elektronische Patientenakte ihrer Krankenkassen erhalten, in der medizinische Befunde und Informationen aus vorhergehenden Untersuchungen und Behandlungen über Praxis- und Krankenhausgrenzen hinweg umfassend gespeichert werden können.