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AOK: Eigenanteile für Bewohner von Pflegeheimen steigen weiter

Die finanzielle Belastung von Pflegeheimbewohnern steigt weiter. Die von der Politik beschlossene Kostenbremse funktioniert offenbar nur begrenzt, was neue Zahlen zeigen.

Das Wohnen in Heimen wird teurer
Das Wohnen in Heimen wird teurerImago / Michael Westermann

Senioren, die im Pflegeheim leben, müssen weiter steigende finanzielle Belastungen verkraften. Wie das Wissenschaftliche Institut der Krankenkasse AOK (WIdO) in Berlin mitteilte, ist die durchschnittliche Eigenbeteiligung erneut gestiegen. Sie liege inzwischen bei mehr als 2.400 Euro im Monat und damit wieder deutlich über dem Niveau des Jahres 2021. Damals hatte die Politik Zuschläge eingeführt, um die Eigenanteile an den pflegebedingten Aufwendungen zu begrenzen.

Eine Prognose des Instituts zur weiteren Entwicklung macht deutlich, dass der Trend weiter nach oben gehen dürfte. Demnach werden auch die im vergangenen Jahr erfolgte Anhebung der Zuschläge und die seit Jahresbeginn höheren Leistungssätze der Pflegeversicherung den Trend zu immer höheren finanziellen Belastungen nicht nachhaltig stoppen.

Pflegeversicherung trägt nicht alle Kosten

Die Pflegeversicherung trägt – anders als die Krankenversicherung – nur einen Teil der Kosten. Heimbewohner müssen einen Eigenanteil für die reine Pflege leisten. Dazu kommen dann noch Kosten für Unterkunft, Verpflegung und Investitionen.

Die Analyse zeigt, dass die Gesamtkosten für einen Heimplatz Ende 2024 bei durchschnittlich 4.701 Euro lagen. Davon zahlte die Pflegekasse im Durchschnitt 1.470 Euro. Zusätzlich bekamen die Bewohnerinnen und Bewohner von der Pflegeversicherung durchschnittlich 807 Euro pro Monat für ihre pflegebedingten Eigenanteile in Form der nach Wohndauer gestaffelten Zuschläge erstattet.

Durchschnittlich 950 Euro mussten sie nach Abzug der Zuschläge selbst für die Pflege zuzahlen, hinzu kamen im Schnitt 977 Euro für Unterkunft und Verpflegung sowie 497 Euro für Investitionskosten. Daraus ergibt sich eine durchschnittliche Gesamtbelastung von 2.424 Euro pro Monat.

Zuschläge bringen Entlastung

Bei den Pflegebedürftigen mit langer Wohndauer haben die Zuschläge allerdings für eine deutliche Entlastung gesorgt. So hatten Bewohnerinnen und Bewohner mit einer Wohndauer von mehr als drei Jahren – dies sind rund 40 Prozent der vollstationär Pflegebedürftigen – im vergangenen Jahr eine Gesamtbelastung von 1.913 Euro zu tragen. “Insgesamt ist der Trend zu immer höheren Eigenanteilen allerdings ungebrochen”, betonte David Scheller-Kreinsen, stellvertretender Geschäftsführer des WIdO.

Mit Beginn des Jahres 2025 sind die allgemeinen Leistungssätze der Pflegeversicherung gestiegen: Statt beispielsweise bisher 1.775 Euro pro Monat bei Pflegegrad 4 gibt es jetzt 1.855 Euro (plus 4,5 Prozent). “Trotz der Zuschüsse zur Entlastung und der Dynamisierung der Leistungen steigen die Zuzahlungen für die Pflege im Heim weiter”, ergänzte Scheller-Kreinsen. Das habe unter anderem mit gestiegenen Lohnkosten infolge der tariflichen Bezahlung der Pflegekräfte und mit den inflationsbedingten Tarifsteigerungen zu tun.

Die WIdO-Analyse zeigt, dass es große Unterschiede zwischen den Bundesländern gibt. Während die Gesamt-Zuzahlungen Ende 2024 in Nordrhein-Westfalen bei 2.764 Euro pro Monat lagen, waren es in Sachsen-Anhalt lediglich 1.965 Euro. Besonders groß ist die Spanne bei den Kosten für Unterkunft und Verpflegung: Während in Sachsen-Anhalt dafür 774 Euro zu bezahlen waren, waren es in Nordrhein-Westfalen 1.234 Euro.