Judas ist der Jünger, der Jesus verrät und dafür 30 Silberstücke bekommt. Die biblische Szene hat Kunstwerke inspiriert, aber auch Antisemitismus befördert. Weshalb sie auf einer Museumsbroschüre untragbar ist.
Wegen eines Antisemitismusvorwurfs hat das Bayerische Nationalmuseum ein Programmheft zurückgezogen. Wie der Deutschlandfunk berichtet, war auf dem Titel der Ausschnitt eines Altarbilds mit einer biblischen Szene zu sehen. Darauf nimmt Judas Iskariot einen Beutel mit Silberlingen zum Lohn dafür entgegen, dass er seinen Herrn Jesus verraten hat.
Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) sprach gegenüber dem Deutschlandfunk von einer “untragbaren” Bildauswahl, die das Museum eigenverantwortlich getroffen habe. “Die Verbreitung der Broschüre wurde daher unmittelbar nach Bekanntwerden des Covers gestoppt.” Blume: “Wir erwarten von allen staatlichen Einrichtungen klare Haltung und besondere Sensibilität.”
Der Jesus-Jünger Judas gilt in antisemitischen Kreisen als Personifizierung des jüdischen Volks, das als Ganzes für den Tod Jesu verantwortlich gemacht wird. Auf dem vom Museum gewählten Titelbild ist neben ihm eine Fackel zu sehen. Diese verweist auf den antisemitischen Brauch der sogenannten Judasfeuer, die es bis heute in Teilen Bayerns trotz regelmäßiger Kritik gibt. Dabei wird eine Judaspuppe symbolisch verbrannt.
Die Broschüre enthält das Programm des Museums im kommenden Vierteljahr ab April. In den nächsten Wochen werden die Nachfahren jüdischer Sammlerinnen und Sammler im Bayerischen Nationalmuseum erwartet. Sie sollen restituierte Kulturgüter aus dem einstigen Besitz des NS-Kriegsverbrechers Hermann Göring zurückerhalten. Darunter befinden sich dem Bericht zufolge auch Stücke aus Silber.