Am Rande der Ratsversammlung des Zentralrats der Juden ist es am Wochenende in Frankfurt zu einem antisemitischen Vorfall gekommen. Die Frankfurter Polizei nahm am Samstagabend vor einem Hotel drei Männer wegen antisemitischer Beleidigungen eines Rabbiners der Jüdischen Gemeinde Frankfurt und eines Mitglieds der Jüdischen Gemeinde Dortmund fest. Beide waren Teilnehmer der Ratsversammlung; einer von beiden trug zum Tatzeitpunkt eine Kippa.
Die drei Männer, die sich vermutlich zuvor in der Hotelbar aufgehalten hatten, bedrängten die Vertreter der jüdischen Gemeinden offenbar beim Verlassen des Gebäudes. Die Polizei, die wegen der Versammlung vor Ort war, schritt daraufhin nach Angaben vom Sonntag unverzüglich ein und nahm die teils stark alkoholisierten Tatverdächtigen im Alter von 39 und 44 Jahren fest. Bei ihnen handelt es sich den Angaben zufolge um aus Baden-Württemberg angereiste Football-Fans, die nicht in dem Hotel als Gäste abgestiegen waren.
An der einmal im Jahr stattfindenden Ratsversammlung des Zentralrats nahmen knapp 90 Delegierte aus Landesverbänden und Groß-Gemeinden teil. Nur wenige Wochen nach dem Terroranschlag der Hamas auf Israel spielten die Auswirkungen dieser auch für Jüdinnen und Juden in Deutschland traumatischen Erlebnisse und die Auseinandersetzung mit den auch in Deutschland gestiegenen antisemitischen Vorfällen eine große Rolle.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) erklärte vor den Delegierten, seit Gründung der Bundesrepublik habe das jüdische Leben in Deutschland nicht vor einer so großen Bedrohung wie heute gestanden. Es sei unerträglich, dass auch in der Bundesrepublik Unterstützer der Hamas den brutalen antisemitischen Terror feierten. Wer Terror verherrliche, das Recht auf freie Meinungsäußerung für Antisemitismus und Relativierung der Massaker missbrauche, müsse die volle Härte des Rechtsstaats erfahren, zitierte der Zentralrat aus Faesers Rede. Der deutsche Staat tue alles, um die Sicherheit von Jüdinnen und Juden zu gewährleisten.
Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, unterstrich die Bedeutung des staatlichen Schutzes für jüdisches Leben: “Der psychische Terror gegen die jüdische Gemeinschaft in Deutschland erzeugt eine Situation der abstrakten Angst, die unerträglich ist.” In dieser angespannten Zeit sei der derzeit erlebbare Zusammenhalt der jüdischen Gemeinschaft von unschätzbarem Wert. Zu dem Vorfall in Frankfurt sagte Schuster, es handele sich nicht mehr um Einzelfälle, “sondern wir beobachten ein zunehmend judenfeindliches Klima in unserer Gesellschaft, das von allen Seiten befeuert wird”.
Israels Botschafter Ron Prosor erklärte laut Zentralrat, Israel sei die erste Verteidigungslinie des Westens. “Israels Krieg gegen die Hamas ist der Krieg der freien Welt gegen den islamischen Fundamentalismus, der das Ziel hat, die freie Welt zu zerstören.”