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Antisemitische Vorfälle in Sachsen-Anhalt deutlich gestiegen

In Sachsen-Anhalt hat es im vergangenen Jahr deutlich mehr antisemitische Vorfälle gegeben. Die Meldestelle Rias Sachsen-Anhalt habe insgesamt 178 Fälle dokumentiert, sagte Projektreferent Michael Schüßler am Mittwoch in Magdeburg. Insbesondere nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 seien die Vorfälle drastisch gestiegen.

Demnach sind 95 Vorfälle allein im letzten Quartal 2023 registriert worden, jeweils 42 im Oktober und November. Seitdem habe sich im Schnitt täglich ein antisemitischer Vorfall pro Tag in Sachsen-Anhalt ereignet. Für das Vorjahr 2022 hatte die Meldestelle, die sich damals noch im Aufbau befand, 47 Vorfälle registriert. Antisemitismus sei für die in Sachsen-Anhalt lebenden Juden eine Alltagserfahrung, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Landesregierung, Wolfgang Schneiß.

Von den 178 gemeldeten Vorfällen waren die meisten (144) verletzendes Verhalten. In 17 Fällen gab es demnach gezielte Sachbeschädigungen, 13 Mal eine Bedrohung. In 68 Fällen waren Einzelpersonen betroffen, 42 Mal richteten sich die Vorfälle gegen Institutionen.

In 113 Fällen konnte ein politischer Hintergrund nicht ermittelt werden. 26 Vorfälle kamen den Zahlen zufolge aus dem verschwörungsideologischen Lager, 17 aus dem rechtsextremen oder rechtspopulistischen, zwölf aus dem linken und antiimperialistischen Spektrum. Nur ein Vorfall konnte konkret dem islamistischen Lager zugeordnet werden.

Die Meldestelle Rias Sachsen-Anhalt dokumentiert seit 2022 in Trägerschaft des bundesweiten Vereins Ofek antisemitische Vorfälle unabhängig von ihrer Strafbarkeit.