Anti-Atomkraft-Initiativen rechnen mit einer weiteren und voraussichtlich letzten Castor-Testfahrt von Jülich nach Ahaus in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Dabei wolle die nordrhein-westfälische Atomaufsicht alle Arbeitsschritte im Umgang mit den Behältern kontrollieren, die für den Brennelemente-Transport vom Forschungszentrum Jülich aus einem stillgelegten Versuchsreaktor zum Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus vorgesehen sind, teilten das Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich, der BUND NRW und weitere Initiativen mit. Die Testfahrt über NRW-Straßen werde von Demonstrationen begleitet.
Für den Zielort Ahaus rufen die Anti-Atomkraft-Initiativen am Dienstag zu einer Demo samt Trecker-Korso von Landwirten auf. Auftakt für den Demozug ist um 18 Uhr am sogenannten Tobit-Kreisel. In Jülich ist am Dienstag ab 20 Uhr eine Mahnwache vor dem Haupttor des Forschungszentrums geplant.
Die Initiativen kritisierten die erneute Testfahrt mit einem leeren Castor. Beim vorherigen Probe-Transport Anfang des Monats habe die Route auch durch heikle Abschnitte wie den Düsseldorfer
Flughafen-Tunnel (A44) und die Großbaustelle am Autobahnkreuz Kaiserberg (A3) sowie über Duisburger Stadtautobahnen und durch dicht besiedeltes Gebiet geführt, erklärten sie. Kerstin Ciesla vom BUND NRW erklärte, allein die risikoreiche Transportroute durch dichtbesiedeltes Gebiet zeige den „Irrsinn dieser angeblichen Lösungs-Option“.
Hintergrund für die Testfahrten sind die für das kommende Jahr geplanten Straßen-Transporte mit sogenannten Kugelbrennelementen vom Forschungszentrum Jülich aus einem stillgelegten Versuchsreaktor zum Brennelemente-Zwischenlager in Ahaus. Rund 300.000 abgebrannte Brennelemente sollen über die Straße transportiert werden. Die auf 20 Jahre begrenzte Betriebserlaubnis des Jülicher Lagers lief bereits 2013 aus. Deshalb erfolgte eine Räumungsanordnung. Mangels Alternativen lagern die radioaktiven Kugeln noch immer dort und sollen nun in Ahaus zwischengelagert werden. Doch auch die Genehmigung des dortigen Zwischenlagers ist befristet.
Marita Boslar vom Aktionsbündnis „Stop Westcastor“ Jülich bekräftigte die Forderung nach einem Spitzengespräch mit den zuständigen Bundesministerien für Umwelt, Finanzen und Forschung, mit dem Forschungszentrum Jülich sowie mit den Städten Jülich und Ahaus. Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (Grüne) Neubaur müsse als Erstes die 2014 erteilte Räumungsanordnung für das Jülicher Zwischenlager aufheben und dann alle Beteiligten zu einem Runden Tisch ins Düsseldorfer Ministerium einladen.