Es war der größte Bibliotheksbrand in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. 20 Jahre später blickt die berühmte Bibliothek, die mehrere Jahrzehnte lang Goethe leitete, optimistisch in die Zukunft.
Vor 20 Jahren vernichtete ein Großbrand weite Teile der berühmten Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar. Zum Jahrestag am 2. September richtet sie sich strategisch neu aus. Der Brand sei ein Geschichtszeichen gewesen, das ein neues Bild von Bibliothek und kultureller Überlieferung erzeugt habe, sagte Bibliotheksdirektor Reinhard Laube am Dienstag in Weimar. “Wir mussten uns eigentlich neu erfinden.” Es habe die Fragilität von Überlieferung gezeigt, auch eine Entscheidung gegen den Wiederaufbau und für die Entsorgung der Überreste wäre denkbar gewesen.
Die Bibliothek habe sich aber bewusst dagegen entschieden, so Laube, und stattdessen ein neues Bewusstsein für den Wiederaufbau und Erhalt der Sammlungen entwickelt. Ergebnis sei das Projekt “Future Memory”. Damit sollen neue Perspektiven auf die Bestände eröffnen werden, etwa mit einem neuen digitalen Suchportal, das ab jetzt öffentlich nutzbar ist. Originale zu erhalten, soll die oberste Maxime des Bestandsmanagements der Bibliothek in den kommenden Jahren sein. Im Zuge des Brands habe die Bibliothek auch neue Restaurierungsverfahren entwickelt.
Zudem waren Zeitzeugen aufgerufen worden, Erinnerungen, Fundstücke oder Fotografien sowie ihre Wünsche im Zusammenhang mit der Bibliothek einzusenden, sie fließen nun in die Sammlung mit ein. Laube erklärte, die Integration und Verarbeitung des Brandes solle zentraler Bestandteil der Herzogin Anna Amalia Bibliothek sein. Knapp 40 Zeitzeugengespräche können ab 6. September in den digitalen Sammlungen der Bibliothek abgerufen werden.
Das Feuer 2004 war der größte Bibliotheksbrand in Deutschland seit dem Zweiten Weltkrieg. Bei dem Brand 2004 wurden der Dachstuhl und der historische Rokokosaal zerstört, Gemälde, Büsten, Handschriften und Bücher gingen verloren. Noch in der Brandnacht halfen Bürgerinnen und Bürger, die beschädigten Bücher zu bergen.
Die 1691 gegründete Bibliothek prägte die Weimarer Klassik mit und ist bis heute eines der wichtigsten Archive dieser Epoche. Ihr prominentester Bibliothekar war 35 Jahre lang Johann Wolfgang von Goethe (1749-1832). Seit 1998 zählt die Bibliothek zum Weltkulturerbe der Unesco.
Der MDR erinnert an den Großbrand mit der TV-Doku “Die Bibliothek brennt” (27. August, 22.10 Uhr) und dem Podcast “Bücher in Asche”, der bereits jetzt in der ARD-Audiothek abrufbar ist.