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Anhaltische Kirche beendet Frühjahrssynode

Die Evangelische Landeskirche Anhalts will sich auf den erwarteten weiteren Rückgang ihrer Mitgliederzahlen vorbereiten. Dazu soll in den nächsten Monaten ein „Strategiepapier 2035“ entwickelt werden, hieß es am Samstag zum Abschluss der zweitägigen Frühjahrsberatungen der Synode in Köthen. Die Kirchenparlamentarier beschlossen, dafür eine sechsköpfige Arbeitsgruppe einzusetzen. Prognosen zufolge wird die anhaltische Kirche bis 2035 von aktuell rund 23.900 auf nur noch knapp 15.000 Mitglieder schrumpfen.

Im Mittelpunkt der Beratungen in der kleinsten der 20 evangelischen Landeskirchen in Deutschland standen Debatten über die Zukunft der Kirche unter veränderten gesellschaftlichen Bedingungen. Der Heidelberger Theologe Steffen Bauer forderte die 36 Synodalen auf, neue Formen kirchlichen Lebens zu wagen. Kirchenentwicklung sehe er als „Kirche mit den Menschen“ und „für die Menschen“, betonte er. Es gehe darum, eine Balance zwischen traditionellen Formen kirchlichen Lebens und neuen Angeboten für kirchenferne Menschen zu finden.

Die geringen und weiter sinkenden Mitgliederzahlen bedeuten auch finanzielle Einschnitte für die Landeskirche. Rund 20 Prozent der Einnahmen stammen nach eigenen Angaben aus dem Finanzausgleich der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Dieser soll jedoch in den kommenden Jahren wegfallen.

Der im Dezember neu gewählte anhaltische Kirchenpräsident Karsten Wolkenhauer kündigte deshalb am Samstag für die kommenden Jahre Veränderungen an. Unter anderem müssten Gebäude abgegeben werden, betonte er. Die Zahl von derzeit 210 Kirchen aufrechtzuerhalten, sei nicht möglich. „Ich weiß nicht, wie wir das leisten wollen“, sagte der leitende Geistliche. Die Landeskirche werde künftig zudem mit weniger Personal auskommen müssen. Kündigungen solle es dennoch nicht geben. Der Pfarrnachwuchs müsse jedoch damit rechnen, nicht mehr verbeamtet zu werden.

Oberkirchenrat Matthias Kopischke ging bei den Beratungen des Kirchenparlaments zudem auf die Situation der vier evangelischen Grundschulen der anhaltischen Kirche ein. Sie seien wichtig, um Kinder in einer entscheidenden Phase mit christlichen Werten zu prägen, sagte er am Samstag. Viele zunächst konfessionslose Schulkinder würden sich taufen oder konfirmieren lassen. Die Finanzierung der Schulen durch das Land Sachsen-Anhalt reiche jedoch nicht aus. Hinzu kämen steigende Personalkosten. Kopischke brachte deshalb unter anderem eine Erhöhung der Elternbeiträge ins Gespräch.

Am Freitag hatte das Kirchenparlament zudem über eine Personalfrage entschieden. Die Synodalen beriefen die juristische Oberkirchenrätin Franziska Bönsch mit großer Mehrheit ab. In dem Antrag war die Rede von einem zerrütteten Vertrauensverhältnis auf allen Ebenen der Landeskirche. Die Aussprache dazu hatte zuvor in nichtöffentlicher Sitzung stattgefunden. Details der Vorwürfe gegen die Juristin sind nicht bekannt. Bönsch wies die Vorwürfe zurück. Das Verfahren bezeichnete sie als intransparent und formal fehlerhaft.