Artikel teilen:

Altersmediziner: Mehr Reha könnte Pflegeversicherung entlasten

Eine Stärkung der Rehabilitation könnte die Pflegeversicherung finanziell entlasten, sagen Altersmediziner. Und vor allem könnte sie Pflegebedürftigkeit vermeiden.

Altersmediziner beklagen eine Schieflage in der Debatte um die Finanzierung der Pflegeversicherung. “Statt stetig nur die Beiträge zur Pflegeversicherung zu erhöhen, muss die Gesundheitspolitik dringend umfassende Maßnahmen zur Vermeidung von Pflegebedürftigkeit im Alter ergreifen”, sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Geriatrie, Markus Gosch, am Dienstag in Berlin.

Damit kritisierte er die Pläne des Bundesgesundheitsministeriums, im kommenden Jahr die Beiträge zur Pflegeversicherung zu erhöhen. “Dies ist völlig unzureichend. Es muss zusätzlich die geriatrische Rehabilitation ausgebaut und finanziell gesichert werden”, forderte der Altersmediziner. Nur so ließe sich die Pflegebedürftigkeit effektiv bekämpfen.

Nach seinen Worten fehlt es in Deutschland derzeit an Reha-Plätzen für Hochaltrige. Deshalb müssten selbst Patienten mit guter Rehabilitationsprognose in Pflegeeinrichtungen verlegt werden – was zwangsläufig wieder zu höheren Versicherungsbeiträgen führe. “Aus diesem Kreislauf müssen wir ausbrechen”, fordert Gosch.

Auch Krankenhäuser würden durch die längere Verweildauer von Patienten zusätzlich belastet. Bei einer optimalen medizinischen Versorgung müssten auf eine Krankenhausbehandlung häufig rehabilitative Maßnahmen folgen. “Ansonsten droht unweigerlich eine weitere Erhöhung der Pflegebedürftigkeit und damit Überlastung der Kliniken”, sagte Gosch.

Der Verbandspräsident der Altersmediziner kritisierte, aufgrund der zu geringen Tagessätze in der geriatrischen Rehabilitation habe das Angebot an geriatrischen Rehabilitationskliniken deutlich abgenommen. Darüber hinaus müsse eine umfassende geriatrische Versorgung in den Akutkliniken sowie im ambulanten Bereich langfristig sichergestellt werden. Dazu bedarf es laut Gosch einer Weiterbildungsoffensive im Fach Geriatrie: Analog zu anderen europäischen Ländern müsse der Facharzt für Geriatrie oder eine gleichwertige Weiterbildung im Fach Geriatrie bundesweit eingeführt werden.