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Alternativer Nobelpreis würdigt Kampf für Umwelt und Menschenrechte

Menschenrechts- und Umweltaktivisten aus vier Ländern erhalten die hohe Auszeichnung. Zuletzt war sie mit jeweils einer Million schwedischen Kronen, rund 88.000 Euro, dotiert.

Der sogenannte Alternative Nobelpreis geht in diesem Jahr an Menschenrechtsaktivisten und Organisationen in den Philippinen, im Westjordanland, Mosambik und Großbritannien. Die Right-Livelihood-Stiftung gab die Preisträger am Donnerstag in Stockholm bekannt.

Gewürdigt wird die Aktivistin Joan Carling (61), die sich laut Stiftung seit mehr als 30 Jahren für die Rechte Indigener auf den Philippinen einsetzt. Trotz Verhaftungen und Morddrohungen kämpfe sie weiterhin für die Rechte indigener Völker und helfe Gemeinschaften, ihr Land zu verteidigen und der Ausbeutung durch mächtige Unternehmens- und Staatsinteressen zu widerstehen. Carling setze sich für die Verhinderung zerstörerischer Bergbauprojekte ein und engagiere sich auf UN-Ebene für die Rechte indigener Frauen.

Der palästinensische Preisträger Issa Amro (44) aus Hebron erhält den Preis für seinen “unerschütterlichen gewaltfreien Widerstand gegen die illegale israelische Besatzung” im Westjordanland, so die Stiftung. Zusammen mit der von ihm gegründeten Aktivistengruppe Youth Against Settlements (YAS) sei er zu einer führenden Stimme der gewaltfreien Bewegung geworden, die sich für ein würdevolles Leben der Palästinenser einsetze. Amro und die YAS dokumentierten Menschenrechtsverbrechen, organisierten Proteste und mobilisierten auch international Verbündete. Amro sei bedroht und angegriffen worden und stehe unter ständiger Beobachtung durch israelische Siedler, hieß es. “Sein konsequentes Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit steht in deutlichem Gegensatz zur Gewalt infolge der israelischen Besatzung.”

Die Umweltaktivistin Anabela Lemos aus Mosambik wird für ihren Einsatz für ökologische Gerechtigkeit ausgezeichnet. Laut Right-Livelihood-Stiftung kämpft sie seit mehr als 20 Jahren mit ihrer Organisation Justica Ambiental! (JA!) gegen die Bauvorhaben großer Konzerne, durch die Menschen aus ihren Dörfern vertrieben, Lebensgrundlagen zerstört und der Klimawandel verstärkt würden. Insbesondere die erfolgreiche Kampagne gegen Mozambique LNG, einem 24-Milliarden-US-Dollar-Gasförderprojekt in Cabo Delgado unter Beteiligung des Konzerns TotalEnergies, machte JA! bekannt. In einem unterdrückerischen politischen Klima beweise Lemos, dass der Kampf für Umweltgerechtigkeit Grenzen überwinden könne, so die Preisbegründung.

Die Londoner Rechercheagentur Forensic Architecture (FA) erhält den Alternativen Nobelpreis laut Stiftung für die Entwicklung interdisziplinärer und digitaler forensischer Methoden für die Opfer von Menschen- und Umweltrechtsverletzungen. FA sei führend dabei, Technologie mit Menschenrechtsarbeit zu verbinden. In über 100 Forschungsprojekten habe sie etwa neue Fakten über historische Ereignisse wie den deutschen Völkermord in Namibia 1904 bis 1908 aufgedeckt. In einer Zeit, in der Wahrheit und Fakten auch von Regierungen systematisch infrage gestellt würden, liefere Forensic Architecture eine neue Herangehensweise bei der Dokumentation komplexer Geschehnisse.

Der Right Livelihood Award wird im Deutschen häufig als “Alternativer Nobelpreis” bezeichnet. Der “Preis für die richtige Lebensweise”, so in etwa die Übersetzung aus dem Englischen, ist eine Auszeichnung “für die Gestaltung einer besseren Welt”. Der Alternative Nobelpreis wird seit 1980 jährlich an Personen oder Organisationen vergeben. Der Preis soll Menschen würdigen und unterstützen, die beispielhaft auf die dringlichsten Herausforderungen der Menschheit antworten.

Gestiftet wurde die Auszeichnung von dem Journalisten und Philanthropen Carl Wolmar Jakob von Uexküll (80), einem ehemaligen Mitglied des EU-Parlaments. Zuvor hatte er sich bemüht, einen Nobelpreis für Ökologie und Entwicklung zu finanzieren; dies lehnte der Vorstand der Nobelstiftung jedoch ab. Die Right Livelihood Foundation hat ihren Hauptsitz in Stockholm.