UK 21/2016, Rechtspopulismus (Seite 4: „AfD soll beim Kirchentag 2017 nicht ausgeschlossen werden“; „Kirchen warnen vor Rechtspopulismus“)
Über solchen naiven Umgang mit den AfD-Rechtspopulisten bin ich entsetzt. Wenn ich (Jahrgang 1939) in den 50er Jahren meine Mutter fragte, warum gerade auch die Bürgerlichen die Nazis so hoch kommen ließen, dann war die Antwort etwa so: „Es gab ja auch Vernünftige in der NSDAP, und wir glaubten, die würden die Rabauken der SA-Schlägertruppe schon in die Schranken weisen; zu spät merkten wir, dass wir hinters Licht geführt worden waren.“
Haben die Kirchentagsverantwortlichen keine Angst, von den neuen Nazis hinters Licht geführt zu werden? Sind sie blind für das von dieser Partei propagierte völkische Denken und für die rassistische Hetze? Beim Parteitag der AfD in Hamburg wurde unter dem Gejohle der Anhänger ein „anderes Deutschland“ gefordert.
Wollen die Kirchentagsverantwortlichen nicht sehen, wie die AfD den Schulterschluss mit den Pegida-Organisatoren sucht? Ist es nicht entlarvend, dass offizielle Vertreter der AfD sich von Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte nicht öffentlich distanzieren? Ist es wirklich schon vergessen, dass 1933 auch die NSDAP zunächst mit kleineren Aktionen die jüdischen Mitbürger auszugrenzen begann? Die Zeitzeugen sterben langsam weg. Die Erfahrung, dass der nationalsozialistische Ungeist Europa vor 70 Jahren in den Abgrund gestürzt hat, scheint von der jungen Generation nicht mehr ernst genommen zu werden.
Das erklärt vielleicht, wie man auf die abwegige Idee kommen kann, rechtsextreme Parteifunktionäre auf Kirchentagspodien einzuladen. Die Beobachtung, dass offensichtlich die Ungeister der Vergangenheit wieder ihr Unwesen treiben, müsste doch alle Einsichtigen dazu bringen, das Gedankengut der AfD gesellschaftlich zu ächten. Dazu sollte der Kirchentag 2017 einen Beitrag leisten, statt sich an die AfD anzubiedern.
UK sei Dank wird auf derselben Seite der Ausgabe über die gemeinsame warnende Stellungnahme der katholischen, evangelischen und orthodoxen Kirchen zum Rechtspopulismus berichtet Eine Konsequenz sollte sein, dass der Rat der EKD seinen Mitgliedskirchen empfiehlt, keine Mitglieder der AfD in Kirchenvorständen, Presbyterien und anderen kirchlichen Beschlussgremien zuzulassen. Aus berechtigter Angst vor jenen dämonischen Mächten, die 1933 und in den Folgejahren viele Christen in die Irre führten.
Ein mutiges Bekenntnis des Kirchentages gegen die nationalistisch-rassistische AfD ist angesagt – so wie es das Zentralkomitee des Deutschen Katholikentags vormacht.
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