Ärzteverbände lehnen die geplante Teillegalisierung von Cannabis zu Genusszwecken ab. Bei einer Expertenanhörung der Bundesregierung zum vorliegenden Gesetzentwurf verwiesen sie am Montagabend in Berlin besonders auf die Gesundheitsgefährdung von Kindern und Jugendlichen.
Laut Regierungsentwurf können Erwachsene zum Eigenkonsum bis zu 25 Gramm Cannabis besitzen und drei Cannabis-Pflanzen zuhause anbauen. Außerdem sollen Clubs die Droge gemeinschaftlich anbauen dürfen und dabei höchstens 25 Gramm pro Tag oder 50 Gramm pro Monat an Mitglieder weitergeben. Für Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren soll dies auf 30 Gramm pro Monat mit verringertem THC-Gehalt begrenzt sein. Das THC sorgt für den Rausch.
Die Bundesregierung erhofft sich durch kontrollierte und legale Zugangsmöglichkeiten eine “Wende in der Drogenpolitik”. Die Regelung soll auf den steigenden Konsum, die wachsende Drogenkriminalität und einen Schwarzmarkt mit besonders gesundheitsschädlichen Angeboten antworten.
Die Bundesärztekammer bewertete die Legalisierung als relevante Gefährdung der psychischen Gesundheit und Entwicklungschancen der jungen Generation. Die Droge könne körperlich abhängig machen und zu Psychosen führen. Die Regelungen zur Prävention führten wiederum nur zu einem weiteren Kontrollaufwand bei bereits überlasteten Behörden.
Der Verband der Kinder- und Jugendärzte befürchtete ebenfalls negative Auswirkungen auf Heranwachsende. Die vorgesehenen Schutzvorkehrungen seien kaum umsetzbar. Auch die Bundespsychotherapeutenkammer warnte vor einer Verharmlosung der Droge. Notwendig seien strenge Jugendschutzregelungen.
Der Deutsche Richterbund befürchtet nach einer Freigabe eine deutliche Verschlechterung der Lage. Es würden neue Straftatbestände geschaffen, die mit einem erheblichen Ermittlungsaufwand verbunden seien. Zu rechnen sei mit einem Missbrauch von Anbauvereinigungen und einer Stärkung des Schwarzmarktes.
Die Neue Richtervereinigung begrüßte hingegen das Anliegen, da eine Kriminalisierung des Besitzes von Cannabis zum Eigenkonsum nicht mehr zu rechtfertigen sei. Sie verlangte aber Änderungen, um die Regelungen praktikabler zu machen. Die Gewerkschaft der Polizei forderte mehr Prävention für die Verkehrssicherheit und einen niedrigen THC-Grenzwert. Die Auswirkungen des Cannabis-Konsums auf den Straßenverkehr würden bisher vernachlässigt.