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Ärztekammer: Kindergesundheit in Hamburg verschlechtert sich

Die Kindergesundheit in Hamburg verschlechtert sich laut Ärztekammer Hamburg zunehmend. Die Kammer forderte laut Mitteilung von Mittwoch die örtliche Politik auf, einen stärkeren Fokus auf die Kindergesundheit zu legen. „Die Folgen der Pandemie sind bei Kindern und Jugendlichen noch längst nicht überwunden“, sagte Kammerpräsident Pedram Emami anlässlich des Weltkindertags (20. September). Viele Familien fänden keine kinderärztliche Praxis, und auch die Versorgung mit Fiebersäften und Antibiotika für Kinder bleibe in diesem Herbst und Winter eine Herausforderung.

Studien belegten, dass die Corona-Pandemie als Katalysator bestehende Mängel verschärft habe, hieß es von der Ärztekammer. Es gebe immer mehr Kinder, die unter Übergewicht, Bewegungsmangel, Sprachentwicklungsproblemen und psychischen Belastungen leiden.

Die Kammer fordert den Angaben zufolge von der Stadt eine Verbesserung der kinderärztlichen Versorgungsmöglichkeiten und die Sicherstellung einer adäquaten Arzneimittelversorgung. An Schulen und Kindergärten müsse Gesundheitserziehung etabliert werden. Zur Förderung der psychischen Gesundheit fordert die Kammer mehr niedrigschwellige Angebote wie Beratungsstellen oder Gruppenangebote für Kinder und Jugendliche. Es müssten ausreichend Plätze in den Kindertagesstätten angeboten werden, dort sollten gezielt Programme zur Sprachförderung implementiert werden. Gesunde Ernährung in Schulen und Kindergärten müsse sichergestellt werden.

Das Kindervorsorgeprogramm sollte verpflichtend für alle Kinder sein, lautet eine weitere Forderung. Es sollte ein städtisches Recallsystem für die Untersuchungen U4 bis U9 eingerichtet werden, hieß es. Zudem müssten mehr Bewegungsmöglichkeiten für Kinder in Form von Spielplätzen, Sportplätzen und Freizeitmöglichkeiten geschaffen und gepflegt werden.

Die Kammer verwies auf eine Studie der Bertelsmann-Stiftung, derzufolge aktuell 3.700 Kitaplätze und 1.000 Erzieherinnen und Erzieher in Hamburg fehlten. Die Finanzierung der Sprachkitas durch den Bund sei Ende 2022 ausgelaufen, es gebe nur noch bis Jahresende eine Übergangsfinanzierung durch die Stadt. Die Copsy-Studie belege auch in der fünften Evaluationsrunde im Herbst 2022, dass die Ängste und psychischen Auffälligkeiten der Kinder und Jugendlichen groß sind.

Die Zahl der zu versorgenden Kinder und Jugendlichen sei nicht zuletzt infolge nach Hamburg geflüchteter Menschen gestiegen. Allein 33.000 Geflüchtete aus der Ukraine lebten in der Stadt, davon seien geschätzt mindestens die Hälfte Kinder, so die Kammer. Viele dieser Kinder hätten keine feste betreuende Kinderärztin bzw. keinen festen betreuenden Kinderarzt.