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Advent mit Überraschung

Ein Text aus einem Adventskalender wandert derzeit durch die sozialen Netzwerke. Die Autorin Iris Macke ist überrascht – und zugleich erfreut: „Schön, wenn die Botschaft ankommt“

„Perspektivwechsel“ – dieser Text (siehe unten) hält eine große Überraschung bereit. Lesen Sie ihn einmal durch. Dann noch einmal – aber von hinten. Das stellt die gesamte Botschaft auf den Kopf.  Diese Zeilen machen derzeit die Runde in den sozialen Netzwerken, etwa bei Facebook oder whatsapp. Aber wer steckt dahinter?

Das Gedicht stammt aus dem Adventskalender „Der Andere Advent“. Iris Macke hat es geschrieben. Die Redakteurin beim Hamburger Verein Andere Zeiten hat vor einiger Zeit einen Text dieser Art in einem anderen Zusammenhang gelesen. „Da dachte ich, das müsste doch auch für mein Herzensthema Advent zu machen sein.“ Also setzte sie sich hin und schrieb los. „Das ging schnell. Nach etwa 20 Minuten war der Text fertig.“ Doch sie war sich unsicher und hat ihn erst mal nur einer Kollegin geschickt und nach deren Meinung gefragt. „Sie fand ihn gut und meinte, ich soll ihn unbedingt für den Kalender vorschlagen.“ Auch im Team wurde er für gut befunden. „Wir haben noch daran gefeilt, hier und da ein Wort verändert.“

Dass ihre Zeilen jedoch so gut bei den Leserinnen und Lesern ankommen – „das überrascht mich“, sagt die Redakteurin. „Aber ich freue mich. Es ist schön, dass der Text mit seiner Botschaft so einen Anklang findet. Es scheint doch eine Sehnsucht zu geben nach Besinnlichkeit, Ruhe und nach Gott.“

Eine Leserin schrieb ihr, dieser Text sei ihre Realität und – in die andere Richtung gelesen – ihre Hoffnung. „Das gefällt mir“, sagt Iris Macke. Sie hat außerdem erfahren, dass ihre Worte ins Englische übersetzt und in in Washington in einem Gottesdienst vorgelesen wurden. „Und eine Frau hat ihn für Kinder umgeschrieben. Auch toll!“

Bereits vor Dezember gab es viele Anfragen, ob ihr Text abgedruckt werden darf – in Gemeindebriefen, auf Internetseiten oder in der Weihnachtspost. Für Iris Macke kein Problem. „Allerdings sollte die Quelle schon genannt werden“, sagt sie. Dass der Text im Internet kursiert und weder ihr Name noch der Adventskalender genannt wird, findet sie nicht gut. „Aber insgesamt überwiegt die Freude darüber, dass der Text so großen Anklang findet.“

Für Iris Macke ist der Advent eine bedeutsame Zeit. „Ich bin ein großer Fan vom Rhythmus des Kirchenjahres“, sagt die gebürtige Bielefelderin. „Wir kommen vom November mit all seinen Gedenktagen, da kann man nicht sofort von Trauer auf Freude umschalten“, sagt sie. Da braucht es den Advent, wo sich die Menschen auf Weihnachten vorbereiten.

Bei ihr klappt es mit der Besinnlichkeit zwar oft nicht so gut. „Ich habe drei Kinder, da ist mit verschiedenen Terminen viel los.“ Im Laufe der Jahre hat sie gelernt, ihre Ansprüche nicht zu hoch zu setzen. „Ich trage mir Zeit für Stille im Kalender ein“, sagt sie. Dann setzt sie sich hin, zündet eine Kerze an und hört zum Beispiel in aller Ruhe ein Weihnachtsoratorium an. „Jeden Morgen lese ich unseren Kalender. Obwohl ich die Texte kenne, wirken sie dann nochmal anders.“