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Abgeschottet im Konklave – Expertin über technische Möglichkeiten

Ihre Smartphones werden die an der Wahl des neuen Papstes beteiligten Kardinäle wohl abgeben müssen. Aber wie stellt man sicher, dass keiner heimlich Kontakt zur Außenwelt aufnimmt? Eine Ingenieurin weiß mehr.

Am 7. Mai werden sich die Türen zur Sixtinischen Kapelle hinter den wahlberechtigten Kardinälen schließen. Abgeschottet von der Welt sollen sie einen Nachfolger für Papst Franziskus wählen. Wie gelingt es, dass die Kirchenmänner im Konklave wirklich kein Handy oder andere mobile Endgeräte nutzen? Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) fragte bei Luise Allendorf-Hoefer (60) nach. Die Ingenieurin kennt sich mit Nachrichtentechnik aus und arbeitet als Kuratorin am Deutschen Museum in München.

Frage: Frau Allendorf-Hoefer, auch bei Kardinälen ist das Smartphone längst zu einem treuen Begleiter geworden. Wie lässt sich technisch sicherstellen, dass niemand es im Konklave heimlich nutzt?

Antwort: Das ist ein hochspannendes Thema, weil es hier um den Aspekt der Sicherheit von drahtloser Übertragung geht. Im Falle des Konklaves ist die Störung natürlich beabsichtigt. Um Funkverbindungen zu sabotieren, gibt es mannigfaltige Möglichkeiten, die technisch mit einem überschaubaren Aufwand realisierbar sind. Dazu muss man wissen: Die Funk-Basistechnologie beruht auf der Erzeugung, Ausbreitung und dem Empfang von elektromagnetischen Wellen. Deren wichtigstes Merkmal ist die Funkfrequenz. Alle Mobilfunk- und Wifi-Anwendungen arbeiten auf solch definierten Bändern, die über Regulierungsbehörden und internationale Gremien zugeteilt werden.

Frage: Was werden die vatikanischen Techniker tun?

Antwort: Auf alle Fälle erstmal den Wifi-Router abschalten. Aber auch wenn ich in die Geheimnisse des Vatikans nicht eingeweiht bin, werden dort wohl zwei etablierte Methoden zur Anwendung kommen: das Aufspüren von drahtlos kommunizierender Elektronik und das Zerstören der Signalqualität.

Frage: Wie schaut das praktisch aus?

Antwort: Mit Funkmessgeräten wie sogenannten Scannern oder Detektoren ist das Orten von Mobiltelefonen, Laptops oder Tablets in räumlichen Grenzen kein Problem. Denn selbst ein Mobiltelefon im Standby-Modus sendet wiederkehrend Funksignale aus, die erfasst werden können. Mit dem passenden Messgerät kann auch ein versierter Funkamateur beurteilen, ob sich ein solches Gerät eingeschaltet in der Umgebung befindet. Damit ist aber letztlich nur identifizierbar, ob ein Gerät gerade genutzt wird. Vermutlich wird die Sixtina vorher mit dieser Methode abgesucht.

Frage: Und die andere Methode?

Antwort: Mobilfunkverbindungen werden über allseits bekannte Frequenzbänder abgewickelt. Um Daten und Sprache sicher zu übertragen, braucht es technisch eine bestimmte Signalqualität. Diese gilt es entsprechend zu zerstören. Selbst wenn eine Mobilfunkverbindung stabil und sicher aufgebaut wurde, kann sie mit sogenannten Jammern – das sind Störsender auf der passenden Frequenz – zunichte gemacht werden. Dabei bedient man sich verschiedener technischer Phänomene wie Verdeckung oder Übersteuerung. Jegliche Dekodierung oder die Lesbarkeit der Übertragung wird damit zunichte gemacht.

Frage: Verfügt man im Vatikan über solches Equipment?

Antwort: Meines Wissens sind in der Sixtinischen Kapelle solche Jammer beziehungsweise deren zugehörige Antennen sogar fest verbaut. Somit kann die drahtlose Kommunikation nach außen vollständig unterbunden oder sabotiert werden. Es kann davon ausgegangen werden, dass dies ebenso in den Gästezimmern der Kardinäle angelegt ist.

Frage: Die katholische Kirche als Vorbild für Störsender?

Antwort: Seit der Entwicklung der Funktechnologie wurden Störsender immer mitgedacht. In vielen Fällen waren sie unbeabsichtigt, da die Funkwellen nicht an räumliche Grenzen gebunden sind. Doch auch Sabotageakte sind leider dadurch möglich. Man denke daran, dass die Satelliten-Kommunikation, die Navigation und GPS-Ortung zivil und militärisch genutzt wird. Zu Wasser, zu Land, in der Luft, selbst in der Energieinfrastruktur ist man auf Funktechnik angewiesen. Das Konklave gilt aber nicht als Motor dieser – zugegeben spannenden – Scanner- beziehungsweise Jammertechnologien. Aber dicke Mauern allein, wie sie Kirchengebäude oft haben, reichen als Schutz eben nicht aus.