Artikel teilen:

80 Jahre Kriegsende – Regierender Bürgermeister fordert Wachsamkeit

“Wachsam, mutig, wehrhaft”: Berlins Regierender Kai Wegner erinnert an den 8. Mai als Tag der Befreiung – und als Mahnung. Was das historische Gedenken mit aktueller Verantwortung für Demokratie und Vielfalt zu tun hat.

Zum 80. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs hat Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) zu Wachsamkeit und Mut aufgerufen. Bei einer Gedenkveranstaltung im Roten Rathaus warnte er am Mittwoch vor einer Verklärung oder Romantisierung der NS-Zeit, aber auch der DDR-Zeit: “Da müssen wir wachsam bleiben. Denn wer das Unrecht des einen vergisst, wird das Unrecht der anderen nicht erkennen.”

Den 8. Mai 1945 bezeichnete Wegner als “Tag der Befreiung und der Hoffnung – erst mit dem Sieg über die Nazis war für viele Menschen wieder ein Leben möglich”. Das Leid, dass die Verfolgten des NS-Regimes erleiden mussten, sei bis heute kaum in Worte zu fassen. Doch nicht allen Menschen in Deutschland habe der 8. Mai Freiheit gebracht: “Der antifaschistische Anspruch der DDR wurde zur ideologischen Staatsdoktrin, die schon bald wieder Menschen entrechtete.”

“Es ist unsere Verantwortung, dass wir niemals vergessen. Dass Geschichte sich nicht wiederholt”, so Wegner. “Es ist unsere Verantwortung, wachsam, mutig und wehrhaft zu sein und die Demokratie gegen die Feinde von innen und außen zu verteidigen. Und es ist nicht nur unsere Verantwortung, sondern auch unsere Pflicht, dass auch nachfolgende Generationen in Frieden, Freiheit und Demokratie aufwachsen können.” An der Gedenkveranstaltung nahm auch die Holocaust-Überlebende und Berliner Ehrenbürgerin Margot Friedländer teil. Die 103-Jährige las einige Passagen aus ihrem Buch “Versuche, dein Leben zu machen. Als Jüdin versteckt in Berlin” vor.

In dieser Woche hat Berlin eine Städtepartnerschaft mit Tel Aviv (Israel) geschlossen. “Das ist auch ein Symbol für unsere Zukunft, das zeigt: Wir haben verstanden und werden nicht vergessen”, so Wegner. Es sei eine Schande, dass Jüdinnen und Juden in Berlin wieder Angst hätten und sich nicht sicher fühlten. Dem müsse mit aller Härte des Rechtsstaats entgegengetreten werden: “Berlin wird immer eine Stadt der Vielfalt bleiben.”

Der 8. Mai ist in diesem Jahr in Berlin anlässlich des 80. Jahrestag ein staatlicher Feiertag.