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300 Jahre Waldenserkirche in Palmbach

Es war eine kleine, schlichte Holzkirche, die die Waldenser-Bewegung 1725 im baden-württembergischen Palmbach (Kreis Karlsruhe) errichtete. Mit einem Gottesdienst und Fest am 13. Juli erinnert die Gemeinde, die heute Teil der Evangelischen Landeskirche in Baden ist, an den Bau der Kirche vor 300 Jahren.

Die ursprüngliche Kirche wurde längst abgerissen und 1906 durch eine Kirche aus Buntsandstein ersetzt. Aus dem alten Kirchlein erhalten sind große Holztafeln rechts und links des Altars. In französischer Sprache stehen auf der einen Tafel die Zehn Gebote, die andere erinnert an den Kirchenbau vor 300 Jahren. Erhalten ist auch eine Basler Altarbibel aus dem Jahr 1736, die in der Kirche ausliegt.

Die Bewegung und der Name „Waldenser“ stammen aus dem Mittelalter. Die katholische Kirche bezeichnete so die Anhänger eines wohlhabenden Bürgers aus Lyon namens Valdes, der um 1173 eine Bewegung von Wanderpredigern gegründet hatte. Da er die lateinische Bibel nicht lesen konnte, ließ er sie im Jahr 1173 in die Volkssprache übersetzen. Daraufhin gab er seinen Besitz den Armen und begann öffentlich zu predigen.

Schon lange vor der Reformation trennten sich die Anhänger der Bewegung von der katholischen Kirche ab. „Sie wollten sich nicht dem Papst unterordnen, sondern nur der Bibel und waren in diesem Sinn Protestanten“, erklärt Roland Jourdan, Vorsitzender des Waldenservereins Palmbach im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Im Jahr 1532 schlossen sich die letzten Wanderprediger und ihre Anhänger der Reformation an und gründeten eine reformierte Kirche.

1698 wurden die Waldenser wegen ihres reformierten Glaubens aus dem Piemont vertrieben. Pfarrer Henri Arnaud führte sie nach Hessen und Württemberg. Die Waldenserfamilien, die 1701 Palmbach gründeten, stammen zum größten Teil aus der Ortschaft La Balme etwa 50 km westlich von Turin, das damals zum Königreich Frankreich gehörte.

Sie wurden zunächst in Hessen angesiedelt und gründeten dort den Ort Walldorf (heute Mörfelden-Walldorf). Im Jahre 1701 zogen sie in die damals württembergischen Enklaven Grünwettersbach und Untermutschelbach. Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg erlaubte ihnen, sich auf seinem Land anzusiedeln. Er brauchte neue Einwohner, weil viele Gegenden nach dem Dreißigjährigen Krieg entvölkert waren.

Dank der Ansiedlungsprivilegien konnten sie ihre Gottesdienste und ihren Schulunterricht wie gewohnt auf Französisch abhalten und sich weitgehend selbstständig verwalten. Mit der Integration der Gemeinden Palmbach und Untermutschelbach in die Evangelisch-Protestantische Landeskirche Baden im Jahre 1821 und der Einführung der deutschen Sprache verloren sich nach und nach die religiösen und kulturellen Traditionen der Waldenser, erklärt Jourdan.

Auf dem Wappen der Waldenser heißt es „Lux lucet in tenebris“, das Licht leuchtet in der Finsternis. Dieser Satz aus dem Johannesevangelium war seit Martin Luther in evangelischen Kreisen sehr beliebt. Durch die Rückkehr zur Bibel sei Licht in die mittelalterliche Finsternis gebracht worden. Die Waldenser übernahmen diesen Gedanken.

Daran erinnert auch das tonnenschwere Buntsandstein-Denkmal „Tor des Ankommens“ auf dem Waldenserplatz in Karlsruhe-Palmbach. Die drei fächerförmigen Strahlen aus Plexiglas einer sich öffnenden Tür reflektieren am Tag das Sonnenlicht. Diese Wirkung wird nachts durch eine innen liegende LED-Beleuchtung verstärkt. (1539/29.06.2025)