In der Berliner Synagoge Rykestraße sind am Donnerstag zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden. Die in Tel Aviv geborene Alisa Bach und die im ukrainischen Charkiw geborene Alla Mitelman wurden zuvor am Rabbinerseminar des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs ausgebildet.
Auf der Ordinationsfeier in Deutschlands größter Synagoge mit rund 200 Gästen aus Politik, Gesellschaft und Religionen sprachen auch Bildungsministerin Karin Prien (CDU) und Bundestagsvizepräsident Bodo Ramelow (Linke) Grußworte. Prien, die selbst Jüdin ist, erinnerte daran, dass vor 90 Jahren die erste Rabbinerin der Welt, Regina Jonas, in Berlin ordiniert wurde. Sie wurde 1944 im Vernichtungslager Auschwitz ermordet. An die beiden neuen Rabbinerinnen gewandt, sagte Prien: „Ihr Wirken wird über die Gemeinde hinausstrahlen.“
Bundestagsvizepräsident Ramelow betonte, es sei die Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft, dass religiöse Vielfalt sich entfalten kann: „Jeder muss in Deutschland seinen Glauben leben können.“ Der Leiter des Rabbinerseminars am Abraham Geiger Kolleg, Andreas Nachama, nannte die Ordinationsfeier einen „Triumph über das Böse“: „Wer hätte am 8. Mai 1945 gedacht, dass hier in dieser Synagoge mitten in Berlin, der Stadt des Bösen, wieder Rabbinerinnen und Rabbiner ordiniert werden?“
Das Abraham Geiger Kolleg ist die erste akademische Rabbiner-Ausbildungsstätte in Deutschland nach der Schoah. Es gehört zur liberalen Strömung des Judentums. Bislang hat das Kolleg 37 Rabbiner und 18 Kantoren ordiniert. Aktuell hat das Kolleg 17 Studierende.