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Zum Weltnierentag – Was Medizin und Einzelne tun können

Die Niere ist ein Multitalent unter den Organen. Doch ungesunde Ernährung, hoher Blutdruck und Diabetes schädigen sie oft unbemerkt; tausende warten auf eine neue Niere. Fachleute fordern gezielte Unterstützung.

In Deutschland müssen Patienten meist lange auf eine neue Niere warten. Ende 2024 insgesamt 6.397 Patientinnen und Patienten auf den Wartelisten, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation am Dienstag in Frankfurt mit. Das sei lediglich die Spitze eines Eisbergs: Aus verschiedenen Gründen würden nicht alle Patienten, die für eine Transplantation infrage kommen, in eine Warteliste aufgenommen.

Nach Angaben der Stiftung wurden im vergangenen Jahr 1.443 Nieren transplantiert, die nach dem Tod des Spenders entnommen wurden. Hinzu kommen 632 Transplantationen nach Lebendspenden. Am Donnerstag wird der Weltnierentag der Internationalen Gesellschaft für Nephrologie (ISN) begangen.

“Die Patientinnen und Patienten warten hierzulande mitunter zehn Jahre und länger auf eine neue Niere”, zitierte die Stiftung Stefan Mroncz vom Bundesverband Niere. Bundesweit könnte etwa ein Drittel der knapp 100.000 Dialyse-Patienten von einer Organübertragung profitieren, so die Stiftung Organtransplantation. Die Dialyse bezeichnet eine künstliche Blutwäsche, mit deren Hilfe das Blut gereinigt wird. Diesen Prozess erledigen im gesunden Zustand die Nieren.

Unterdessen forderte die Deutsche Gesellschaft für Nephrologie in Berlin die Gründung eines Deutschen Zentrums für Nierengesundheit. Ziel müsse es sein, durch verbesserte Prävention mittelfristig die Zahl der Dialysepatienten und den Bedarf an Nierentransplantationen zu halbieren.

Die Gesellschaft berichtet sogar von etwa 7.000 Patienten, die auf eine neue Niere warten. 20.000 Menschen in Deutschland leben demnach mit einem transplantierten Organ – und mehr als neun Millionen Menschen leiden an einer chronischen Nierenkrankheit.

Funktioniert die Niere nicht mehr gut, bleibt das oft zu lange unbemerkt: Davor warnt der Verband der Diabetes-Beratungs- und Schulungsberufe. In solchen Fällen drohten weitere Organschäden; das Risiko für Bluthochdruck, Herzinfarkt und Schlaganfall steige. Die Niere entgifte den Körper durch Regulierung des Wasserhaushalts, zudem reguliere sie den Blutdruck, steuere den Säure-Basen-Haushalt des Körpers und den Knochenstoffwechsel.

Auch jede und jeder Einzelne kann vorbeugend etwas für die Nieren-Gesundheit tun: Der Verband rät zu salzarmer Ernährung (maximal fünf Gramm täglich), um den Blutdruck zu senken. “Eine mediterrane Ernährung mit viel Gemüse, Hülsenfrüchten und gesunden Fetten kann die Nierenfunktion unterstützen.” Auch moderate Bewegung wirke sich positiv auf den Stoffwechsel und die Nierenfunktion aus – mindestens 150 Minuten pro Woche seien ratsam, etwa Spaziergänge, Radfahren oder Schwimmen.

Dagegen erhöhten Rauchen und zu viel Körperfett das Risiko einer Nierenschädigung. Bestimmte Medikamente, die die Nieren schützen könnten, sollten individuell medizinisch abgestimmt werden. Eine Gefahr für die Nieren seien hohe Blutzuckerwerte, sagte der Facharzt für Nephrologie, also Nierenkunde, Bertil Oser. Auch ein zu hoher Blutdruck könne sie schädigen. Daher gelte es, beide Werte im empfohlenen Bereich zu halten und sie regelmäßig zu prüfen. Auch sollten die Nierenwerte mindestens einmal im Jahr gecheckt werden.