Yoga ist mehr als das, was man auf der Matte sieht. Natürlich spielen die “Asanas”, also Körperhaltungen, eine wichtige Rolle. Doch Yoga geht tiefer. Die ganzheitliche Praxis verbindet die Bewegung, Atmung (Pranayama), Meditation, Achtsamkeit und ethisches Handeln. Das Ziel ist die Einheit von Körper, Geist und Bewusstsein. Der Begriff stammt aus dem Sanskrit und bedeutet “Verbindung” oder “Einheit”. Zum Welt-Yoga-Tag am 21. Juni beantwortet die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) einige Fragen.
Woher kommt Yoga?
Die Wurzeln des Yoga reichen mehr als 2.500 Jahre zurück – erste schriftliche Erwähnungen finden sich in den Veden, später systematisiert im “Yoga Sutra” des Philosophen Patanjali (ca. 2. Jh. v. Chr.). In den Westen gelangte Yoga im 19. und 20. Jahrhundert durch indische Gelehrte wie Swami Vivekananda oder später B.K.S. Iyengar. Spätestens seit den 1970ern hat sich Yoga in Europa und Nordamerika fest etabliert – als Gegenbewegung zu Hektik, Stress und Entfremdung vom eigenen Körper.
Während Pilates gezielt die Tiefenmuskulatur stärkt und viele Sportarten vorrangig auf körperliche Fitness abzielen, bietet Yoga eine zusätzliche Dimension: Es schult die Achtsamkeit, reguliert das Nervensystem, senkt nachweislich den Spiegel des Stresshormons Cortisol und fördert emotionale Resilienz. Eine Studie der Harvard Medical School zeigt etwa: Regelmäßiges Yoga kann bei Angstzuständen, Depressionen und chronischen Schmerzen hilfreich sein.
Was unterscheidet Yoga von Pilates oder Fitness?
Yoga kann so eine lebenslange, starke Weg-Begleitung durch “dick und dünn” sein, sagt Sportwissenschaftlerin Jenny Redmann-Schiedt. Als Yogalehrerin bietet sie in ihrem Studio im rheinland-pfälzischen Ahrtal sowohl Yoga- als auch Pilateskurse an. “Yoga ist eine jahrtausendealte Philosophie, Pilates ist eine effektive, wirksame und vielschichtig einsetzbare Trainingsmethode. Mit dem Begriff Fitness wird im Allgemeinen (nur) die körperliche Verfassung angesprochen”, erklärt sie.
In der klassischen Lehre nach Patanjali besteht Yoga aus acht “Gliedern” – darunter auch ethische Prinzipien (Yamas & Niyamas), Atemkontrolle, Konzentration und Meditation. Diese acht Stufen bilden gemeinsam einen Weg zu Selbsterkenntnis und innerem Frieden. Wer also Yoga ausschließlich auf Asanas reduziert, bleibt an der Oberfläche: Yoga ist nicht nur Bewegung, sondern ein Weg der Bewusstwerdung, der in jeden Aspekt des Lebens wirkt. Der bekannte Yogalehrer Desikachar sagte einmal: “Der Erfolg im Yoga liegt nicht darin, wie weit man sich beugen kann, sondern darin, wie sehr es einem gelingt, den eigenen Geist zu verändern.”
Wie kommt die Tiefe von Yoga zustande?
Die acht Stufen bauen aufeinander auf wie ein Wegweiser zur Selbsterkenntnis. Die Asanas dienen dabei nicht nur der körperlichen Gesundheit, sondern sollen vor allem den Körper stabil und frei von Spannungen machen – als Vorbereitung für tiefergehende meditative Zustände.
Auf persönlicher Ebene bedeutet das für Jenny Redmann-Schiedt: “Yoga unterstützt mich seit ungefähr 20 Jahren dabei mir selbst auf allen Ebenen (Körper, Geist und Seele) ungefiltert und glasklar (wieder) zu begegnen.” Für sie ist Yoga ein Zugang zur Seele – und ihre Aufgabe als Lehrerin und Ausbilderin, “Spiritualität (wieder) greifbar zu machen und mitten ins Leben, in unseren Alltag und sogar die Gesellschaft zu holen”.
Am 21. Juni wird seit 2015 der Internationale Tag des Yoga gefeiert, initiiert von der UNO. Ziel ist es, das Bewusstsein für die gesundheitlichen, sozialen und spirituellen Vorzüge von Yoga weltweit zu fördern. In mehr als 170 Ländern finden an diesem Tag Veranstaltungen statt – von stillen Flows bis zu Massenmeditationen in Metropolen.