Jede Zeit hat ihre Krisen. Die Verunsicherung der Gesellschaft ist nicht von Dauer, glaubt ein Zukunftsforscher. Der Familie schreibt er eine große Bedeutung zu.
Der Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski ermutigt dazu, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Die aktuell verbreitete Endzeitstimmung in der Gesellschaft “ist historisch gesehen die regelmäßige Wiederkehr des Immer-Gleichen”, erklärte Opaschowski mit Verweis auf die Öl-/Energiekrise 1971/72, die Zeit nach Tschernobyl 1986, nach dem Golfkrieg 1991 und nach dem 11. September 2001.
“Neu ist allenfalls das gleichzeitige Auftreten von Polykrisen heute – von Umwelt- und Gesellschafts- bis zu Regierungskrisen in aller Welt”, sagte der Zukunftsforscher im Interview der Mediengruppe Bayern (Dienstag). Doch “die Verunsicherungen der Bevölkerung sind nicht von Dauer. Die Menschen wollen schnell wieder einen Positiv-Schub, der sie zuversichtlich nach vorne blicken lässt.”
Zuversicht könnte sich aus den Familien speisen, die die Gesellschaft zusammenhalten. “Die Familie ist zum wichtigsten Lebensinhalt geworden. Es gibt mittlerweile keinen anderen Lebensbereich mehr, der eine so hohe Wertschätzung erfährt, auch Erfolgserlebnisse in Arbeit, Beruf und Karriere nicht.” In den vergangenen Krisenjahren sei klar geworden, dass die Familie alle Krisen überlebe. Hinzu komme eine neue Solidarität der Generationen sowie die neue Mitmach- und Hilfeleistungsgesellschaft, in der Menschen sich wieder um andere sorgten. “Ein Job. Eine Familie. Ein Ehrenamt: Das ist die neue Glücksformel des Lebens in diesen unsicheren Zeiten.”
Politik spiele dabei kaum eine Rolle. “Die Politiker haben ihre Rolle als Kümmerer in Krisenzeiten weitgehend verloren”, betonte Opaschowski. Aus Sicht der Bevölkerung seien Politiker zu bloßen Aktionisten geworden. Zugleich wachse die Sehnsucht nach authentischen Politikerpersönlichkeiten. “Bürgernähe soll gelebt und nicht nur medial zur Schau gestellt werden.” Laut dem Zukunftswissenschaftler zeichnet sich für 2025 und die Folgejahre ab, dass “die Bevölkerung durch eigene Initiativen mehr Macht und Kraft für Veränderungen in der Gesellschaft entwickele als die Politik. Der Mauerfall in Deutschland und die weitgehend friedliche Revolution und Umwälzung in Syrien seien ermutigende Beispiele dafür.